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Wahlen in Mexiko:López Obrador wird neuer Präsident

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Mexiko steht vor einem politischen Umbruch: Einer ersten offiziellen Hochrechnung zufolge gewinnt der Linksnationalist Andrés Manuel López Obrador die Präsidentenwahl deutlich. Demnach stimmten zwischen 53 und 53,8 Prozent der Wähler für den 64-Jährigen.

Der Konservative Ricardo Anaya (PAN) und José Antonio Meade von der jahrzehntelang dominierenden sozialdemokratischen PRI gestanden ihre Niederlage bereits kurz nach Bekanntgabe der ersten Nachwahlbefragungen ein, die Obrador zwischen 43 und 49 Prozent der Stimmen zugerechnet hatten. Die Tendenzen seien nicht günstig, sagte Meade bei einer Pressekonferenz. "Weil ich an die Demokratie glaube, weil ich Demokrat bin, zeigen mir die Ergebnisse, dass die Tendenz zu Andrés Manuel López Obrador geht", sagte Anaya vor Unterstützern.

Rund 89 Millionen Menschen waren wahlberechtigt. Nach einer ersten Schätzung lag die Wahlbeteiligung bei etwa 63 Prozent. Auch in der Hauptstadt Mexiko-Stadt konnte sich die Morena-Partei ( Movimiento Regeneración Nacional; Nationale Erneuerungsbewegung) von López Obrador durchsetzen. Nach ersten Auszählungen wurde dort Claudia Sheinbaum zur neuen Bürgermeisterin gewählt. Sheinbaum ist die erste Frau, die in das Amt gewählt wurde. Boliviens sozialistischer Präsident Evo Morales sendete als erster lateinamerikanischer Regierungschef Glückwünsche für López Obrador, der auch unter dem Kürzel Amlo bekannt ist. "Wir sind uns sicher, dass seine Regierung eine neue Seite in der Geschichte der lateinamerikanischen Würde und Souveränität schreiben wird", schrieb Morales auf Twitter.

Auch US-Präsident Donald Trump gratulierte Obrador noch vor dem offiziellen Wahlergebnis per Twitter: "Ich freue mich sehr darauf, mit ihm zusammenzuarbeiten", schrieb er am Sonntagabend (Ortszeit). "Es gibt viel zu tun, von dem sowohl die Vereinigten Staaten als auch Mexiko profitieren werden!"

Am Sonntag wurden in Mexiko darüber hinaus auch politische Posten in 30 von 32 Bundesstaaten neu bestimmt, darunter in der Hauptstadt Mexiko-Stadt. Zudem wurden in beiden Kongresskammern 500 Abgeordneten- und 128 Senatorenplätze neu besetzt und acht neue Gouverneure gewählt. Auf lokaler Ebene mussten rund 1600 Bürgermeister bestimmt werden. Die Wahl verlief nach Angaben von Beobachtern ohne größere Zwischenfälle. "Was wir sehen, ist Harmonie und eine massenhafte Wahlbeteiligung", sagte der Leiter der Wahlbeobachtung der Organisation Amerikanischer Staaten (OAS), Leonel Fernández, am Nachmittag.

In manchen Sonder-Wahlzentren fehlten jedoch Berichten zufolge Stimmzettel. Das mexikanische TV zeigte Videos von Menschen, die vor den Wahllokalen warteten, weil die Stimmzettel ausgegangen waren. Der Wahlkampf in Mexiko wurde von Gewalt gegen Politiker überschattet. In den vergangenen zehn Monaten wurden mehr als 120 Politiker getötet.

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