Wahl in Berlin 2011:Künast fordert Wowereit heraus

Aussichtsreiche Gegnerin für Klaus Wowereit: Die Grünen-Fraktionschefin Renate Künast will im kommenden Jahr Regierende Bürgermeisterin von Berlin werden - die Parteibasis wird am 5. November informiert. Doch wer wird Künasts Nachfolgerin?

Nico Fried, Berlin

Die Fraktionsvorsitzende der Grünen im Bundestag, Renate Künast, hat sich offenbar entschieden: In zwei Wochen will sie ihre Kandidatur für das Amt des Regierenden Bürgermeisters in Berlin verkünden. Dies ergab sich am Mittwochabend aus einer Einladung der Berliner Grünen zu einem "erweiterten Mitgliederabend mit Renate Künast" für den 5. November. Nur zwei Tage später ist der Landesparteitag der Grünen angesetzt, auf dem Künast offiziell nominiert werden soll.

Renate Künast Berlin Grüne

Sie hat sich offenbar entschieden: Renate Künast tritt in Berlin an.

(Foto: dpa)

Der Sprecher der Berliner Grünen wollte die Schlussfolgerung einiger Berliner Zeitungen nicht bestätigen, dass Künasts Kandidatur beschlossen sei. Er dementierte dies aber auch nicht und sagte, den großen Aufwand für den "spannenden Abend" am 5. November betreibe man "nicht umsonst". Künast war am Mittwochabend nicht zu erreichen.

Die Kandidatur der 54-jährigen Künast war seit Monaten erwartet worden. Sie wurde umso wahrscheinlicher, je höher die Grünen in Berlin und im Bund in den Umfragen stiegen. In der Hauptstadt haben die Grünen mittlerweile mit der SPD gleichgezogen, die derzeit noch in einer Koalition mit der Linken regiert.

Künast dürfte die aussichtsreichste Herausforderin von Klaus Wowereit bei der Wahl im September 2011 sein. Der Landesvorsitzende der in Berlin seit Jahren schwächelnden CDU, Frank Henkel, gilt als chancenlos; der Linkspartei fehlt wahrscheinlich selbst bei einem guten Wahlergebnis ein Koalitionspartner, der bereit wäre, einen Linken ins Amt des Regierenden Bürgermeisters zu wählen.

Wowereit hatte in der Vergangenheit stets bemüht gelassen auf die Aussicht einer Kandidatur Künasts reagiert. Nachdem ihm in der Berliner Presse Amtsmüdigkeit nachgesagt wurde, verstärkte Wowereit seinen Einsatz und zeigte sich zuletzt als volksverbundener Regierungschef bei einer Reise durch die Berliner Bezirke. Gleichwohl weiß die SPD, dass sie insbesondere im jüngeren Großstadtpublikum, bei Intellektuellen und Künstlern, aber auch im bürgerlichen Milieu mit Stimmeneinbußen rechnen muss.

Künast, die aus der Berliner Landespolitik kommt, geht mit ihrer Kandidatur das Risiko ein, an politischer Bedeutung einzubüßen. Die Grünen in Berlin erwarten, dass sie auch nach einer Wahlniederlage in der Landespolitik bleibt. Sollte sie allerdings tatsächlich Regierende Bürgermeisterin werden und damit erste grüne Ministerpräsidentin, wäre das ein Meilenstein in der Geschichte der Grünen und ein großer persönlicher Triumph für Künast. Die SPD hat bisher nicht zu erkennen gegeben, dass sie bereit wäre, als Juniorpartner in eine Koalition mit den Grünen zu gehen und Künast ins Amt zu wählen.

Nun dürften bald Spekulationen einsetzen, wer Künast als Fraktionsvorsitzende an die Seite von Jürgen Trittin nachfolgen wird. Die Doppelspitze dürfte nur von einer Frau komplettiert werden. Prominente Aspiranten wären die frühere nordrhein-westfälische Umweltministerin Bärbel Höhn oder Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt.

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