Wahl zum Bundespräsidenten:Wer Österreichs Bundespräsident werden will

Eine Richterin, viele Politiker und ein Unternehmer, den sie "Mörtel" nennen: Wem die Wähler am Sonntag ihre Stimme geben können.

Von Oliver Das Gupta

Der Amtsinhaber

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(Foto: Reuters)

Die meisten Österreicher würden wohl Heinz Fischer gerne als Bundespräsidenten behalten. Doch nach zwei Amtszeiten wird der beliebte (und satirefreudige) Sozialdemokrat die Hofburg verlassen. Sechs sehr unterschiedliche Persönlichkeiten bewerben sich um die Fischer-Nachfolge - und die besten Chancen haben ein Rechtspopulist, ein Grüner und eine parteilose Richterin. Ein Überblick.

Andreas Khol, ÖVP

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(Foto: dpa)

Die christsoziale Österreichische Volkspartei hat Andreas Khol aufgestellt. Der Jurist mit Vorfahren aus Südtirol mischt seit den 1960er Jahren in der hohen Politik mit, zuletzt fungierte der 74-Jährige als Präsident des österreichischen Parlaments, des Nationalrats. Der sechsfache Vater gibt sich betont katholisch, doch er gilt als farblos. In Umfragen liegt er abgeschlagen bei elf Prozent.

Irmgard Griss, parteilos

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Die 69-jährige Irmgard Griss ist die einzige Frau im Kandidatenfeld. Sie blickt auf eine juristische Karriere zurück, in der sie unter anderem als Präsidentin des obersten Gerichtshofes tätig war. Politisch ist die gebürtige Steirerin eine Seiteneinsteigerin. Sie wird rechts der Mitte verortet und sorgte für Aufsehen, als sie das NS-Regime zur Zeit des "Anschlusses" Österreichs an Hitler-Deutschland verharmloste. In Umfragen liegt die unabhängige Kandidatin bei mehr als 20 Prozent und hat Chancen, in die Stichwahl zu kommen.

Alexander Van der Bellen, Grüne

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(Foto: dpa)

Alexander Van der Bellen hat als Umfrage-Spitzenreiter gute Chancen, in die Stichwahl zu kommen. Der 72-Jährige wuchs in Tirol auf und lehrte als Ökonomieprofessor an der Uni Wien. In den 1990er Jahren wechselte er von der SPÖ zu den österreichischen Grünen, die er mehr als eine Dekade führte. Van der Bellen genießt Ansehen über die Parteigrenzen hinweg. Zur Bundespräsidentenwahl tritt er offiziell als unabhängiger Kandidat an, was angesichts seiner engen Verbindung zu den Grünen kritisiert wird. Als Staatsoberhaupt würde er versuchen, eine Regierungsbeteiligung der rechtspopulistischen FPÖ zu verhindern.

Norbert Hofer, FPÖ

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Norbert Hofer ist dritter Nationalratspräsident und mit 45 Jahren der jüngste Kandidat. Der Ingenieur stieg 1990 in die Politik ein und formulierte als Vize-Parteichef federführend das Programm der rechtsradikalen FPÖ. Hofer gilt als eher gemäßigt, wobei er noch 2013 den Paragraphen abmildern wollte, der nationalsozialistische Umtriebe unter Strafe stellt. Als Bundespräsident würde der Burgenländer gegebenenfalls die Bundesregierung während der Legislaturperiode entlassen, hat er angekündigt. Angesichts der Flüchtlingskrise kommen solche Sprüche bei vielen Österreichern an: In Umfragen liegt Hofer knapp hinter dem Grünen Van der Bellen.

Richard Lugner, parteilos

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Richard Lugner ist mit 84 Jahren der älteste, aber auch der schillerndste Kandidat. Der Wiener Unternehmer sorgt seit Jahren mit Klatsch und harmlosen Peinlichkeiten für Schlagzeilen. Ähnlich kurzweilig bis skurril gestaltet sich seine Kampagne, für die er mit seiner 26-jährigen Gattin posiert, einem früheren "Playboy-Bunny" aus Deutschland. Für den parteilosen Lugner - Spitzname "Mörtel" - ist es die zweite Kandidatur. Anders als bei seinem ersten Versuch, wo jeder Zehnte für ihn stimmte, liegt er in Umfragen nun bei drei Prozent.

Rudolf Hundstorfer, SPÖ

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Rudolf Hundstorfer geht für die sozialdemokratische SPÖ ins Rennen um das höchste Staatsamt. Die 64 Jahre alte Wiener fungierte über Jahrzehnte als Gewerkschaftsfunktionär und war auch in Affären verstrickt. In den letzten Jahren war er Arbeits- und Sozialminister. Seit Beginn der 2. Republik haben Hundstorfers SPÖ und die konservative ÖVP alle Bundespräsidenten gestellt. Doch diese Tradition dürfte bald enden: Wie sein ÖVP-Mitbewerber Khol fehlt es Hundstorfer an Charisma, in Umfragen liegt er bei 15 Prozent.

Wahlrecht

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Stimmberechtigt bei der Direktwahl sind 6,4 Millionen Bürger im Alter von mindestens 16 Jahren. Sollte im ersten Wahlgang kein Kandidat die absolute Mehrheit erreichen, gäbe es einen zweiten Wahlgang. Die Entscheidung fiele dann am 22. Mai in einer Stichwahl zwischen den beiden Bestplatzierten. Am 8. Juli 2016 wird das neue Staatsoberhaupt angelobt und fortan dort amtieren, wo vor 100 Jahren noch Kaiser Franz Joseph I. residierte: In der Wiener Hofburg, wo das Bundespräsidialamt im Leopoldinischen Trakt untergebracht ist.

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