Süddeutsche Zeitung

Wahl zum Abgeordnetenhaus:Berlin, die geteilte Stadt

Die FDP funktioniert nur im Westen, die Linkspartei punktet im Osten - doch überrascht auch im anderen Teil der Stadt. Und die AfD? Ist keine reine Ostpartei.

Von Hannah Beitzer

Die Linke ist eine Ostpartei. Das zeigt sich auch in den Hochrechnungen zur Wahl in Berlin von Sonntagabend. Etwa 24 Prozent der Stimmen kann sie im Ostteil der Hauptstadt erreichen, das ist in etwa so viel wie 2011 (22,7 Prozent). Doch sie überrascht in diesem Jahr auch im Westen. 2011 wäre sie hier noch an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert. 2016 haben zehn Prozent aller Westberliner sie gewählt. Darunter dürften ehemalige Piratenwähler ebenso sein wie enttäuschte SPD-Anhänger. Kein schlechter Ausgangspunkt für die Koalitionsverhandlungen.

Die SPD hingegen hat vor allem im Osten der Stadt verloren. 2011 war sie hier mit 28,8 Prozent noch stärkste Kraft vor den Linken geworden; im Westen lag sie mit 27,9 Prozent hinter der CDU. Nun sind es laut den Hochrechnungen nur noch knapp über 19. Im Westen der Stadt erreicht sie immerhin 23,3 Prozent.

Bei anderen Parteien ist der Status als West-Partei allerdings noch viel deutlicher. Die FDP wäre im Osten der Stadt an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert, erreicht im Westen hingegen fast neun Prozent. Auch Grüne und CDU können im Osten (jeweils unter 13 Prozent) nicht genauso punkten wie im Westteil der Stadt (17 bzw. 20,7).

Dass die AfD vor allem im Osten erfolgreich ist, zeigt sich auch bei dieser Wahl. Allerdings kommt sie auch im Westen Berlins auf zwölf Prozent der Stimmen. Das ist weit mehr, als sie in den beiden anderen Stadtstaaten Deutschlands, Hamburg und Bremen, erreicht hat - diese zwei Wahlen allerdings waren vor dem sprunghaften Anstieg der Flüchtlingszahlen im Spätsommer 2015.

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