Man kann sich ja denken, wen Jarosław Kaczyński wählt. Es gibt aber auch eine Beweisaufnahme. Das Tschechische Fernsehen, Česka Televize, hat sie gemacht. Das tschechische Kamerateam filmte den Wahlzettel des wichtigsten Politikers Polens, den er nur nachlässig zusammengefaltet in die Plexiglasurne geworfen hatte. Und da war klar zu erkennen: Der Parteivorsitzende der rechtsnationalistischen Regierungspartei PiS hat eine PiS-Politikerin und nicht den früheren Ombudsmann für Bürgerrechte in den Senat gewählt, mit dem sie um das Mandat konkurrierte. So weit, so wenig überraschend. Aber dann gab es an diesem denkwürdigen Wahlsonntag noch ein paar Fernsehbilder. Die hatte der Privatsender TVN gemacht, nicht das von PiS-Gefolgsleuten gelenkte Staatsfernsehen TVP. Die Bilder zeigten, wie Kaczyński von den Menschen, die in seinem Warschauer Wahllokal Schlange stehen, bedeutet wird, wo er sich zur Stimmabgabe anzustellen habe: ganz hinten.
Polen:Sieg auf dem zweiten Platz
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Zwar dürften Polens rechte Populisten wieder stärkste Partei geworden sein. Doch es reicht nicht. Denn niemand will mit ihnen koalieren. Stattdessen hat ein liberal-konservatives Bündnis unter Führung des früheren Premiers Donald Tusk wohl einen soliden Vorsprung.
Von Viktoria Großmann, Warschau
Reaktionen auf Wahl in Polen:Leise Seufzer der Erleichterung
Auch wenn es laut keiner sagt - in Brüssel hoffen die allermeisten in Kommission und Parlament, dass Donald Tusk als Regierungschef zurückkehrt und der Dauerkrach mit Warschau ein Ende haben könnte.
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