Wahl-O-Mat zur Europawahl:Welche Partei Ihnen am nächsten steht

Lesezeit: 2 Min.

Erst den Wahl-O-Mat durchlaufen, dann mit anderen darüber reden: Forschern zufolge hat das Tool Wirkung über die jeweilige Wahl hinaus. (Foto: Jessy Asmus)
  • Mit dem Wahl-O-Mat können sich Interessierte auf spielerische Weise über die Programme der Parteien informieren, die zur Wahl stehen.
  • Bei der vergangenen Bundestagswahl verzeichnete das Tool eine Rekordbeteiligung.
  • Dass Nutzer nach Durchlaufen des Wahl-O-Mat eine vorherige Entscheidung revidieren, ist eher selten. Doch es kann Wahlberechtigte motivieren, überhaupt zur Wahl zu gehen.

Von Barbara Galaktionow

Ende Mai ist es soweit: Die Bürger aller EU-Staaten wählen ein neues Europaparlament. In Deutschland wird am 26.5. abgestimmt. Der Wahl-O-Mat der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb) vermittelt auf spielerische Weise Einblick in die Programme aller Parteien.

Die Nutzer können sich durch 38 Thesen aus verschiedenen Politikbereichen klicken, diesen zustimmen, nicht zustimmen oder sich neutral verhalten. Am Ende können sie ihre Antworten auf Übereinstimmung mit Parteien ihrer Wahl überprüfen. Warum gerade 38? "Das sichert eine ausreichende inhaltliche Breite, dauert aber nicht zu lang", sagt Professor Stefan Marschall von der Uni Düsseldorf. Der Politologe begleitet mit einem Team seit 2003 den Wahl-O-Mat im Auftrag der bpb wissenschaftlich.

Erstellt werden die Thesen gemeinsam von Experten mit einer Gruppe von Jugendredakteuren, also Erst- und Jungwählern bis zum Alter von 26 Jahren, die für jede Wahl eigens gebildet wird. "Wir, damit meine ich die Expertinnen und Experten, erstellen zunächst eine Übersicht über die Wahlprogramme. Dann setzen wir uns in Workshops mit den jungen Leuten hin und machen uns gemeinsam Gedanken", beschreibt Marschall das Prozedere. Die erarbeiteten Thesen würden dann an die Parteien gesendet. Die würden dazu Position beziehen und fast immer auch ihre Standpunkte ausführlich begründen.

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Die Besonderheit bei der Europawahl: Einige Thesen werden identisch auch in anderen EU-Staaten mit vergleichbaren Internet-Anwendungen abgefragt. Die Nutzer bekommen hier die Möglichkeit abzugleichen, welche Parteien in anderen Ländern auf ihrer Linie liegen.

Viele Wähler kennen den Wahl-O-Mat bereits. Seit er in Deutschland 2002 erstmals veröffentlicht wurde, hat er eine rasante Entwicklung genommen. "Bei der letzten Bundestagswahl ist das Tool wirklich durch die Decke gegangen", sagt Marschall. Gab es bei der Bundestagswahl 2002 gerade einmal 3,6 Millionen Zugriffe, so waren es bei der jüngsten Wahl vor zwei Jahren 15,7 Millionen. Zum Vergleich: Damals waren knapp 62 Millionen Menschen wahlberechtigt. Und auch bei den Europawahlen stieg die Zahl der Nutzungen stark an, wenn auch auf deutlich niedrigerem Niveau - von weniger als einer Million im Jahr 2004 auf fast vier Millionen im Jahr 2014.

Als Web-Tool spricht der Wahl-O-Mat besonders viele junge Menschen an, doch mit den Jahren hat es hier durchaus Verschiebungen in der Altersstruktur gegeben. Waren zu Beginn des Wahl-O-Mat mehr als die Hälfte der Nutzer unter 30 Jahre, so sind es heute nur noch bis zu einem Drittel. "Das ist ja auch klar", sagt Marschall, "viele, die früher unter 30 waren, sind heute über 30 - und nutzen den Wahl-O-Mat aber immer noch."

Den Wahl-O-Mat nutzen insbesondere Menschen, die sich ohnehin für das politische Geschehen interessieren. Mehr als 80 Prozent der Nutzer haben das in Untersuchungen der Uni Düsseldorf angegeben. Dass die Nutzer nach dem Durchspielen des Tools einer anderen Partei ihre Stimme geben als zuvor geplant, ist eher unwahrscheinlich. "90 Prozent sagen, das Wahl-O-Mat-Ergebnis entspricht ihrer Selbstverortung im politischen Spektrum", so Marschall.

Deutliche Auswirkungen gibt es aber an anderer Stelle: Die Anwendung reduziert offenbar die Zahl der Nichtwähler. Etwa bis zu zehn Prozent der Nutzer haben in Befragungen angegeben, dass der Wahl-O-Mat sie motiviert habe, zur Wahl zu gehen, obwohl sie das ursprünglich gar nicht vorhatten. Dem Politologen ist aber noch etwas anderes wichtig: Mehr als zwei Drittel der Nutzer geben an, dass sie hinterher mit Freunden, Verwandten und Kollegen über ihre Ergebnisse redeten. Der Wahl-O-Mat setze also oft politische Gespräche und Diskussionen in Gang, sagt Marschall. Und langfristig entfalte das eine Wirkung, die über die einzelne Wahl hinausgehe.

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