Wahl in Österreich:Norbert Hofer, der Anfang vom Ende der Zweiten Republik?

Der FPÖ-Kandidat gibt sich äußerlich sanft, doch seine Positionen sind knalhart. Hofer hat gute Chancen, Bundespräsident zu werden. In Österreich dürfte sich dann einiges ändern.

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Leader of the Austrian Freedom party Strache and presidential candidate Hofer attend a May Day event in Linz

Quelle: REUTERS

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Politische Härte mit einem verbindlichen Lächeln: Norbert Hofer (vorne) will am Sonntag zum neunten Bundespräsidenten Österreichs gewählt werden. Die Chancen stehen gut, der Kandidat der rechtspopulistischen FPÖ hat den ersten Wahlgang mit 35 Prozent der Stimmen klar für sich entschieden. In der zweiten Runde stehen nur noch er und der als unabhängiger Kandidat angetretene Alexander Van der Bellen zur Wahl, der ehemalige Parteichef der Grünen.

Mit 45 Jahren noch verhältnismäßig jung, war Hofer vor seiner Nominierung nur wenigen ein Begriff. Eine Kandidatur schloss er zunächst aus. Dank seiner ruhigen und freundlichen Art, gepaart mit stramm rechten Inhalten konnte er jedoch im ersten Wahlgang mehr Stimmen holen, als sein Parteichef Heinz-Christian Strache (Mitte) jemals zuvor bei einer Wahl auf Bundesebene. Ein Glücksfall für die FPÖ also, dass Hofer sich überreden ließ.

Presidential candidate Norbert Hofer and his daughter Ann-Sophie attend a May Day event in Linz

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Norbert Hofer gibt sich als Familienmensch - hier mit seiner Tochter Ann-Sophie - und inszeniert sich über Social Media als nahbarer Politiker. Er postet Kinderbilder von sich, seine Frau auch gerne Fotos vom Frühstückstisch oder einer Geburtstagsfeier.

Ein Mann des Volkes, das will er sein. Seinem Widersacher, dem emeritierten Wirtschaftsprofessor Van der Bellen, wirft er vor, ein Kandidat der Schickeria zu sein: "Sie sind ein Mann der Hautevolee, ich habe die Menschen", sagte er in einem Fernsehduell.

Leader of the Austrian Freedom party Strache and presidential candidate Hofer attend a May Day event in Linz

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Der Präsidentschaftskandidat (links) geht am Stock: Nach dem Absturz mit einem Paragleiter zog er sich eine schwere Wirbelsäulenverletzung zu. Dass er es geschafft habe, den Rollstuhl wieder zu verlassen, sei eine Leistung, auf die er heute besonders stolz sei, erklärt er auf seiner Website.

Die Lederhose neben Hofers feinem Zwirn gehört Parteichef Strache, der es in vielerlei Hinsicht grober und rustikaler mag. Inhaltlich sind beide aber auf einer Linie: Hofer ist einer der Köpfe hinter dem aktuellen Parteiprogramm der FPÖ. Er gilt als einer der wichtigsten Berater Straches.

UN Secretary-General Ban Ki-moon visits Austria

Quelle: dpa

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In der Flüchtlingspolitik befürwortet Hofer einen harten Kurs. Österreicher zuerst, das ist die Losung. Er will das Land gegen eine "neue Völkerwanderung" verteidigen. denn, so formulierte es Hofer einmal: "Es kommen ja nicht nur nette Menschen, es kommen auch Menschen, die bereit sind, dir den Kopf abzuschneiden".

Hier sitzt Hofer im Plenarsaal des Nationalrates, dem österreichischen Parlament, während der Ansprache von UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon, der Ende April in Wien vor einer "zunehmend restriktiven Einwanderungs- und Flüchtlingspolitik" warnte.

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Quelle: AFP

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"Flagge zeigen": Im Wahlkampf setzt die FPÖ auf nationalistische Töne. Deshalb wird auch das "Europa der Vaterländer" so oft es geht beworben. Ein Europa, in dem Österreich nicht mehr Befehlsempfänger der EU oder Berlins sei, damit dem Land endlich wieder mit Respekt begegnet werde, fordert die FPÖ. Einen Ausstieg aus dem Euro schließt die FPÖ ausdrücklich nicht aus.

"Deine Heimat braucht dich jetzt", steht auf den Wahlplakaten. Die Rot-Schwarze Regierung habe "innerhalb von wenigen Monaten alles verspielt, was unsere Eltern und Großeltern aufgebaut haben", sagt Norbert Hofer.

Austrian top candidates for presidential elections at television

Quelle: dpa

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Eines hat Hofer mit seinem Gegner Van der Bellen gemein: Beide lassen durchblicken, das Amt des Bundespräsidenten für mehr als nur Händeschütteln und Neujahrsansprachen nutzen zu wollen.

Bei Hofer klingt es wie eine vielsagende Drohung: "Sie werden sich wundern, was alles gehen wird." Das Amt hat in der Alpenrepublik eine größere Machtfülle als in Deutschland, so kann der Präsident die Regierung ernennen und entlassen, ohne ein Mitspracherecht des Parlaments. Traditionell hält er sich aber im Hintergrund.

Der FPÖ-Mann will das offenbar ändern: "Natürlich, wenn eine Regierung jahrelang im Amt ist und es geht dem Land immer schlechter, dann wird sie am Ende abgesetzt", sagte er dem Spiegel.

Presidential candidates Alexander van der Bellen and Norbert Hofer react during a TV debate in Vienna

Quelle: REUTERS

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Am Sonntag entscheidet Österreich, wer der nächste Bundespräsident wird. Sollte es Hofer werden, sprechen manche Kommentatoren schon vom Anfang des Endes der Zweiten Republik, so einschneidend wäre das Ergebnis. Vor allem, wenn es als Vorzeichen für die Parlamentswahlen gesehen wird, die spätestens 2018 stattfinden und in denen die FPÖ erstmals stärkste Kraft werden könnte.

Möglicherweise gibt es aber auch schon vorher Wahlen, denn die von der SPÖ angeführte Bundesregierung steckt in der Krise. Kanzler Werner Faymann ist zurückgetreten, sein Nachfolger Christian Kern muss sich erst noch beweisen. Ein Sieg der FPÖ könnte der Koalitionsregierung aus Sozialdemokraten und konservativer ÖVP einen weiteren Schlag versetzen.

Oder aber, ein Bundespräsident Hofer entlässt die Regierung - laut Verfassung ist das möglich.

Final Austrian presidential elections campaign

Quelle: dpa

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Könnte der nächste Bundeskanzler FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache sein? Alexander Van der Bellen hat schon öffentlich mit dem Gedanken gespielt, einen Kandidaten der FPÖ nicht zum Kanzler zu ernennen. Norbert Hofer wiederum würde einem Bundeskanzler Strache sicherlich mit Freuden den Amtseid abnehmen. Dann wären die beiden wichtigsten Ämter im Staat in der Hand der FPÖ.

© SZ.de, tfn, dpa/pamu
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