Wahl in Österreich:Alpha-Männer und eine Frontfrau

Österreichs sozialdemokratischer Kanzler ist Sozialdemokrat und wird in Farblosigkeit nur von seinem konservativen Stellvertreter überboten. Schillernder sind die Kandidaten der kleineren Parteien: Der Milliardär Frank Stronach mischt die Alpenrepublik auf, während FPÖ-Mann Strache gern den coolen Rapper gibt. Da kann die Grüne Eva Glaschwinig mit Kompetenz punkten.

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Werner Faymann SPÖ

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WERNER FAYMANN (SPÖ, 53)

Stromlinienförmig, wankelmütig, mehr Machttechniker als Visionär - Österreichs sozialdemokratischer Bundeskanzler hat selbst bei Parteikollegen nicht das allerbeste Image. Angela Merkel soll mal über den stets zurückhaltend auftretenden Wiener gelästert haben, er komme bei EU-Verhandlungen in Brüssel ohne Meinung herein und gehe mit ihrer wieder hinaus. Doch die Österreicher schätzen ihren freundlichen und meist pragmatisch agierenden Regierungschef, in Umfragen hat er die besten Zustimmungswerte. Faymann hat sich nach abgebrochenem Jurastudium als junger Sozialdemokrat über die Instanzen an die Parteispitze gedient. Er ist verheiratet und hat zwei Töchter.

Bei der Nationalratswahl am 29. September wurde die SPÖ mit 27,1 Prozent stärkste Partei.

Außenminister Michael Spindelegger ÖVP Österreich

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MICHAEL SPINDELEGGER (ÖVP, 53)

Der Vizekanzler, Außenminister und ÖVP-Chef gilt wie Faymann nicht als volksnaher Charismatiker. Im Wahlkampf versuchte der stets verbindlich und höflich auftretende Jurist jedoch, an Ecken und Kanten zu gewinnen, um das Amt des Kanzlers glaubhaft für sich beanspruchen zu können. Der Bürgermeistersohn kommt aus der ÖVP-Machtbastion Niederösterreich und stieg mit Ende 20 in die Politik ein. Der verheiratete Vater zweier Kinder kommt aus einem katholisch-bürgerlich geprägten Milieu, er ist unter anderem Mitglied im Ritterorden vom Heiligen Grab zu Jerusalem. Als Außenminister setzte er sich unter anderem für eine Verbesserung des Verhältnisses zwischen Österreich und der EU ein.

Die ÖVP erhielt bei der Nationalratswahl 2013 23,8 Prozent und kam damit auf Platz 2.

FPÖ Heinz-Christian Strache HC Österreich

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HEINZ-CHRISTIAN STRACHE (FPÖ, 44)

Zeigte er den Kühnen-Gruß (eine Abwandlung des verbotenen Hitlergrußes) oder wollte er nur drei Bier bestellen? Nahm er in seiner Jugend an lustigen Paintballspielen oder paramilitärischen Wehrsportübungen im Wald teil? Der stets hip und jugendlich auftretende FPÖ-Chef stolpert in Österreich immer wieder über eine mögliche Nähe zu Rechtsradikalen. Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs er in Wien auf, mit sechs Jahren soll er ins Internat gekommen sein. Als Jugendlicher wird ihm Kontakt zu Neonazis nachgesagt, später kam der gelernte Zahntechniker über eine schlagende Verbindung zur FPÖ. Dort wurde er der politische Ziehsohn Jörg Haiders, mit dem er sich später aber überwarf. Seine Kritiker sehen in Strache einen Hetzer. Im aktuellen Wahlkampf gibt er sich trotz eines eigenen Rap-Songs etwas staatsmännischer und stellt den Kanzleranspruch. Strache hat zwei Kinder aus einer geschiedenen Ehe.

Die FPÖ erhielt bei der Wahl Ende September 21,4 Prozent - und gewann 3,9 Prozent hinzu.

Eva Glawischnig Grüne Österreich

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EVA GLAWISCHNIG (Grüne, 44)

Die Gastwirtstochter aus Kärnten wuchs nach eigenen Angaben in einem eher rechten, vom gestrengen Vater geprägten Umfeld auf. Gegen dieses rebellierte sie früh. Spielte sie als Jugendliche noch auf dem Hackbrett Hausmusik, schaffte es Glawischnig mit 18 Jahren in der "Gerald Gaugeler Band" mit dem Song "Gelati" in die österreichische Hitparade. In den 1990ern kam sie als promovierte Juristin über die Arbeit bei der Umweltorganisation "Global 2000" zu den Grünen. Die drahtig-sportliche Spitzenkandidatin einte die als streitbar bekannte Partei nach außen, im Wahlkampf setzt die verheiratete Mutter zweier Kinder auf Authentizität. Um sich nach einem Fernsehduell mit dem rechten FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache abzureagieren, habe sie die gesamte Wohnung gewischt, sagte sie jüngst.

Bei der Nationalratswahl erhielten die Grünen 11,5 Prozent und legten damit einen Prozentpunkt zu.

Ein Porträt aus der SZ über die grüne Spitzenfrau finden Sie hier.

Frank Stronach Liste Österreich Magna

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FRANK STRONACH (Team Stronach, 81)

"Keiner hat Österreich mehr gedient als ich." Der Milliardär und Polit-Neuling Frank Stronach tritt stets voller Selbstbewusstsein auf. Der Gründer des Autoteilezulieferers Magna ist gewöhnt, dass alles auf sein Kommando hört. Von Österreich hätte er sich schon etwas mehr Dankbarkeit erwartet, dass er jetzt eine Partei gegründet hat - so klingt es immer wieder in seinen teils chaotisch ablaufenden Interviews durch, in denen er schon mal die Todesstrafe für Berufskiller forderte. Als Sohn einer alleinerziehenden Mutter wuchs er in ärmsten Verhältnissen in der Steiermark auf und verwirklichte seinen "American" oder vielmehr "Canadian Dream": Als Auswanderer baute der gelernte Werkzeugmacher in Kanada aus einer Garage heraus den Weltkonzern auf. Mit Heinz-Christian Strache von der FPÖ lieferte er sich im Wahlkampf einen Oben-Ohne-Contest und zeigte stolz seinen nackten Oberkörper: "Zum Glück hat er das Hemd ausgezogen - nicht die Hose", kommentierte Tochter Belinda. Stronach ist verheiratet und hat zwei Kinder.

Mit einem Ergebnis von 5,8 Prozent bei der Abstimmung Ende September blieb das Team Stronach jedoch hinter den Erwartungen zurück.

Linktipp: Ein Interview mit Dirk Stermann, dem in Wien lebenden deutschen Kultmoderator und Kabarettisten, über Österreich und seine Politiker lesen Sie hier.

© Süddeutsche.de/dpa/odg/mati
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