Wahl in Großbritannien:"Wir müssen unseren Wählern zuhören"

Neuwahlen in Großbritannien - Boris Johnson

Der konservative britische Außenminister Boris Johnson gewann seinen Wahlkreis Uxbridge - allerdings mit weit weniger Stimmen als 2015.

(Foto: REUTERS)

Der britische Außenminister Johnson zeigt sich zerknirscht. Im Ausland dominiert die Sorge vor mehr Unsicherheit bei den Verhandlungen zum EU-Austritt.

Dem britischen Außenminister Boris Johnson war trotz seiner Wiederwahl in seinem Wahlkreis Uxbridge westlich von London nicht zum Jubeln zumute. "Eines ist uns allen klar. Wir müssen unseren Wählern zuhören und ihre Sorgen anhören", sagte der konservative Politiker angesichts der großen Verluste seiner Partei. Auch er selbst bekam weit weniger Stimmen als bei der Wahl 2015.

Die schottische Regierungschefin Nicola Sturgeon sieht die Schottische Nationalpartei (SNP) trotz heftiger Verluste als Siegerin der Parlamentswahl in Großbritannien. Für die britische Premierministerin Theresa May sei das Ergebnis dagegen ein Desaster, sagte Sturgeon der BBC. Sturgeon strebt ein zweites Referendum über Schottlands Unabhängigkeit an. Sie begründet dies mit dem EU-Austritt Großbritanniens, den eine Mehrheit der Schotten abgelehnt hat.

Reaktionen im Ausland

Der EU-Chefunterhändler für die Brexit-Gespräche, Michel Barnier, lässt den Zeitpunkt für den Beginn der Verhandlungen mit dem Vereinigten Königreich offen. Die Gespräche sollten beginnen, wenn das Vereinigte Königreich bereit dafür sei, twittert Barnier. Er fordert alle Seiten auf, an einer Einigung zu arbeiten. Die Gespräche sollten nach bisherigen Planungen am 19. Juni beginnen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker glaubt nicht mehr an einen zügigen Beginn der Brexit-Verhandlungen. "Der Staub in Großbritannien muss sich jetzt legen", sagte Juncker der Süddeutschen Zeitung. "Wir sind seit Monaten bereit, zu verhandeln. Wir können morgen früh anfangen. Jetzt sind die Briten am Zug", fügte er hinzu.

Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk äußerte sich ebenfalls auf Twitter: Man wisse nicht, wann die Verhandlungen begännen, man wisse nur, wann sie enden müssten. Er rief die Beteiligten auf, einen EU-Austritt ohne Deal zu vermeiden.

Der Staatsminister für Europa im Auswärtigen Amt, Michael Roth, betont nach der britischen Unterhauswahl einer handlungsfähigen Regierung, "die Großbritannien zusammenhält" und die Brexit-Verhandlungen professionell führe. "Wir müssen schnellstmöglich loslegen mit den Verhandlungen", sagte der SPD-Politiker im ZDF-Morgenmagazin. "Unabhängig von der Frage, wer bildet in Großbritannien eine Regierung, läuft die Uhr", betonte er. "Wir haben weniger als zwei Jahre Zeit."

Bundesaußenminister Sigmar Gabriel fordert die Briten zu einer Überprüfung ihrer Strategie zum EU-Austritt auf. Sie sollten noch mal überlegen, ob es gut sei, auf diese Art und Weise auf der EU auszutreten, sagte er am Freitag in Wolfenbüttel. "Ich finde, die britischen Bürger haben gezeigt, dass sie nicht mit sich spielen lassen wollen", sagte er zum gescheiterten Versuch von May, sich durch Neuwahlen mehr Rückendeckung für ihre Brexit-Verhandlungen zu verschaffen. Jetzt komme es auf eine schnelle Regierungsbildung an. Deutschlands Ziel sei es, in den Verhandlugnen das Land so nah wie möglich an der EU zu halten.

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