Wahl in Frankreich:Typhanie Degois, die jüngste Abgeordnete im französischen Parlament

Typhanie Degois / En Marche

Typhanie Degois ist 24, Juristin und jetzt Abgeordnete für die Partei von Präsident Emmanuel Macron.

(Foto: Typhanie Degois/PR)

Sie marschierte schon für Macron, als ihn noch keiner kannte. Jetzt hat die 24-Jährige einen Platz in der Nationalversammlung gewonnen - in einer konservativen Hochburg.

Von Christian Wernicke

Typhanie Degois hat politischen Instinkt bewiesen. Schon vor zwei Jahren begeisterte sich die damals 22-jährige Jurastudentin für einen smarten Pariser Minister, von dem die meisten ihrer Landsleute bis dato nie gehört hatten: Emmanuel Macron, inzwischen Präsident der Republik, mühte sich seinerzeit, ein leidiges Gesetz zur Lockerung der Öffnungszeiten durchs Parlament zu bringen. Degois schloss sich damals der Bewegung "Jugend für Macron" an, der allerersten Initiative, die den parteilosen Jungpolitiker zum Star beförderte.

Degois marschierte also längst für Macron, noch ehe der selbst seinen großen Durchmarsch an die Macht begann. Wie zum Lohn wurde die junge Frau mit den langen, hellbraunen Haaren und dem schüchternen Lächeln nun zur jüngsten Abgeordneten von La République en Marche in die Nationalversammlung gewählt. Auch das hatte Degois kaum jemand zugetraut: Der Wahlkreis im schönen Savoyen gilt als konservative Hochburg, und ihr Gegner, der Bürgermeister von Aix-les-Bains, Dominique Dord, saß seit 20 Jahren scheinbar sattelfest im Palais Bourbon. Immer wieder hatte sich der Republikaner über das zarte Alter seiner Herausforderin belustigt. Nun lacht Degois.

Die Juristin, die eigentlich im September in Paris ihre Ausbildung zur Anwältin fortsetzen wollte, verkörpert den Trend: Frankreich hat sich eine neue politische Klasse gewählt. Noch nie gelangten so viele Frauen ins Parlament (38,6 Prozent), noch nie saßen so viele Novizen im Hohen Haus (424 von 577). Und Degois trägt kräftig dazu bei, das Durchschnittsalter der Abgeordneten um mehr als fünf Jahre auf 48 Jahre und acht Monate zu senken.

Die Fragen nach ihrem Alter nerven sie. "Es liegt an mir, mich nicht auf die Rolle als Benjamin zu beschränken", sagt Degois, sie werde sich doppelt und dreifach anstrengen, um zu beweisen, dass "jung nicht inkompetent bedeutet". Die Spezialistin für internationales Unternehmensrecht schreibt Aufsätze und Blogs. Nach einer Legislaturperiode soll Schluss sein: "Politik ist für mich ein Engagement, kein Beruf."

Die Zentrumspartei war ihr zu öde

Woher ihre Neigung zur Politik stammt, weiß sie selbst nicht so genau. Daheim in Motz, dem kleinen Dorf in Savoyen, wurde am Familientisch selten über Politik geredet. Vor vier Jahren hatte sie in Paris einen ersten Anlauf gewagt und sich bei der UDI, der mit den Republikanern verbündeten Zentrumspartei, eingeschrieben. Aber das war ihr zu öde, "es gab viel zu reden und nichts zu tun". Als dann Macron auftauchte, konnte sie endlich anpacken: Sie baute die Jugendorganisation ebenso auf wie die Parteistruktur von En Marche im heimatlichen Département.

Typhanie Degois ist ein Tatmensch. Und, noch zumindest, Idealistin: Die Tierliebhaberin reiste neulich nach Kroatien, um sich um den Schutz von Bären zu kümmern. Daheim gehört sie zu einem Verein, der streunende Katzen versorgt. Für den Artenschutz politischer Alphatiere ist sie nicht zu haben.

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