Süddeutsche Zeitung

Wahl in Frankreich:Marine Le Pens Kaffeekränzchen im Trump Tower

Lesezeit: 2 min

Von Sacha Batthyany, Washington

Wenn man in Manhattan nicht gesehen werden möchte, trinkt man seinen Kaffee in einem Imbiss, einer teuren Hotelbar oder bei Starbucks um die Ecke. Marine Le Pen aber, die Chefin von Frankreichs rechtem Front National (FN), saß im Trump Tower, wo Journalisten aus aller Welt seit Wochen jeden Mucks festhalten.

Ob es zu einem Treffen zwischen Le Pen und dem künftigen Präsidenten der Vereinigten Staaten kam, ist offen. Ein Sprecher Donald Trumps meinte, es seien keine Gespräche geplant, der Trump Tower sei für jeden zugänglich. Le Pen verweigerte jede Auskunft. Gegen die Bilder, die von ihr in Trumps Marmorpalast gemacht wurden, und von denen sie sich wohl einen Nutzen bei ihren Wählern verspricht, hatte sie nichts. Sie sei privat in New York unterwegs, ließ ihr Kampagnenleiter verlauten.

Der Front National war die einzige Partei Frankreichs, die Trump im Wahlkampf unterstützte. Nach Trumps Sieg sprach sie von einem "Zeichen der Hoffnung", die politische Elite und die Medien seien in ihre Schranken verwiesen worden. Vor allem in Immigrationsfragen und ihrer Kritik am Freihandel würden Trump und Le Pen "verblüffende Ähnlichkeiten" aufweisen, schrieb Le Figaro. Sie vereint zudem eine gute Beziehung zu Putins Russland.

Le Pen, die FPÖ - "sie alle wollen Trump sprechen"

Neben Le Pen am Tisch im Trump Tower saß ein italienischer Geschäftsmann namens Guido "George" Lombardi, den US-Medien als "Trumps Fixer" beschreiben. Er sei Trumps Verbindungsmann zu den Rechtsparteien Europas — und außerdem sein Nachbar und "langjähriger Freund". Lombardi bewohnt, gleich unterhalb des künftigen US-Präsidenten, die Etagen 62 und 63 des Trump Towers. Er habe Trumps Kinder "aufwachsen sehen", sagte er dem Harper's Magazine.

In Interviews nennt sich der nicht eben medienscheue Lombardi mal Immobilienhändler, mal "Repräsentant der Lega Nord", der rechtspopulistischen Partei Italiens. Er erhalte viele Anfragen aus Europa, sagte er dem Onlinejournal Politico vor einem Monat, und nannte etwa Le Pen, aber auch Vertreter der österreichischen FPÖ. "Sie alle wollen Trump sprechen."

Der als "Mister Brexit" bekannte Nigel Farage hat sich bereits mit Trump getroffen; Matteo Salvini von der Lega Nord ebenso. Der Niederländer Geert Wilders war Gast beim republikanischen Parteitag in Cleveland, wo Trump zum Präsidentschaftskandidaten nominiert wurde - es ist das "Who is Who" der europäischen Rechten. Fehlt nur noch die deutsche AfD-Vorsitzende Frauke Petry. Bereits nach Washington eingeladen haben soll Donald Trump den ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orbán.

"Die französische Trump"

Guido Lombardi übte in Trumps Wahlkampfteam nie eine offizielle Funktion aus, war aber für "über 500" Facebook-Gruppen wie "Bikers for Trump" oder "Latinos for Trump" verantwortlich, wie er sagt.

In Donald Trumps Anwesen Mar-a-Lago habe er eine Tagung der North Atlantic League organisiert. Einer Gruppe, die sich dem Ziel verschreibt, die "jüdisch-christliche Identität" zu verteidigen, die in Europa gefährdet sei. Amerika sei noch zu retten, aber nur "unter Trump", sagte Lombardi dem Harper's Magazine. Für Nicht-Muslime werde das Leben in Europa "immer unerträglicher".

Die Chefin des Front National, Marine Le Pen, bezeichnete Lombardi als "die französische Trump". Auf die Frage, wann es nun zu einem offiziell bestätigten Treffen zwischen ihr und dem künftigen Präsidenten kommen werde, antwortete Lombardi: "Nur Geduld."

Bestens informiert mit SZ Plus – 4 Wochen kostenlos zur Probe lesen. Jetzt bestellen unter: www.sz.de/szplus-testen

URL:
www.sz.de/1.3332197
Copyright:
Süddeutsche Zeitung Digitale Medien GmbH / Süddeutsche Zeitung GmbH
Quelle:
SZ vom 14.01.2017
Jegliche Veröffentlichung und nicht-private Nutzung exklusiv über Süddeutsche Zeitung Content. Bitte senden Sie Ihre Nutzungsanfrage an syndication@sueddeutsche.de.