Wahl in Ägypten:ElBaradei will doch Präsident werden

Er hatte sich einen jüngeren Präsidenten gewünscht, jetzt stellt er sich selbst zur Wahl: Der 68 Jahre alte Nobelpreisträger Mohamed ElBaradei gibt seine Kandidatur für die Wahl in Ägypten bekannt. Allerdings stellt er Bedingungen.

Der Friedensnobelpreisträger Mohamed ElBaradei will nun doch bei der Präsidentschaftswahl in Ägypten antreten. Sobald dies möglich sei, werde er sich selbst nominieren, sagte der 68-Jährige am Mittwoch in einer Talkshow im ägyptischen Fernsehen.

Proteste in Kairo

Der ägyptische Friedensnobelpreisträger Mohammed ElBaradei während der ägyptischen Proteste im Januar auf dem Tahrir-Platz in Kairo.

(Foto: dpa)

Während der Proteste, die zum Sturz des Präsidenten Hosni Mubarak führten, hatte ElBaradei zwar für die Opposition gesprochen. Der langjährige Chef der Atomenergiebehörde IAEA sagte jedoch, er bevorzuge für die Nachfolge Mubaraks einen Politiker im Alter zwischen "40 und 50 Jahren". Er selbst "habe kein Bedürnis, Präsident zu sein". Das hat sich nun offenbar geändert.

Allerdings stellt ElBaradei Bedingungen für eine Kandidatur. Die vom Militär vorgeschlagenen Reformen gehen ihm nicht weit genug, er nannte sie "oberflächlich". Er forderte die Streitkräfte auf, die Vorschläge zu verwerfen oder das für den 19. März festgelegte Referendum zu den Verfassungsänderungen zu verschieben. "Wir sind in einer entscheidenden Phase der ägyptischen Geschichte. Wir sollten uns nicht hetzen", sagte ElBaradei.

Das derzeit regierende ägyptische Militär will nach eigenen Angaben bis spätestens August die Macht an eine zivile Regierung und einen neu gewählten Präsidenten abgeben. Einige Oppositionelle sind skeptisch, ob so schnell freie und faire Wahlen in dem Land organisiert werden können. Schließlich sei die Opposition über Jahrzehnte unterdrückt oder verboten worden. Dahinter stehen auch Befürchtungen, die verbotene und gut organisierte Muslimbruderschaft könnte bei frühen Wahlen im Vorteil sein.

Die vom Militär vorgeschlagenen Verfassungsänderungen sehen unter anderem vor, die Amtszeit des Präsidenten auf zwei Amtsperioden à vier Jahre zu begrenzen. Zudem soll auch die Kandidatur von Unabhängigen und Oppositionellen erlaubt sein. Nach dem Sturz Mubaraks im Februar hatte der ägyptische Militärrat ein Komitee beauftragt, Verfassungsänderungen zu erarbeiten. Das Militär erklärte auch, innerhalb von sechs Monaten den Weg zu freien demokratischen Wahlen ebnen zu wollen.

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