Wahl Afghanistan:EU-Beobachter zeigen sich zufrieden

Die Präsidentschaftswahl in Afghanistan ist der EU-Wahlbeobachterkommission zufolge gut und fair verlaufen. Es gibt jedoch auch Hinweise auf Stimmbetrug.

Die Wahlbeobachter der Europäischen Union haben den bisherigen Verlauf der Präsidentschaftswahl in Afghanistan als "weitgehend positiv" gewertet.

Wahlhelfer in Afghanistan; Getty

Wahlhelfer in Kabul: Bislang sollen die Wahlen "weitgehend" positiv" verlaufen sein.

(Foto: Foto: Getty)

Zwei Tage nach der Wahl teilte die Beobachtermission am Samstag in Kabul mit, man begrüße die Abstimmung als einen "Sieg über jene, die die Afghanen davon abhalten wollten, über ihre eigene Zukunft zu entscheiden". Die Unabhängige Wahlkommission habe "generell effizient funktioniert". "Der Prozess scheint zu diesem Zeitpunkt weitgehend positiv gewesen zu sein."

Die EU-Wahlbeobachtermission habe rund 250 Mitarbeiter im Land. Sie werde den Auszählungs- und den Beschwerdeprozess weiter beobachten. Die Wahlkommission will von Dienstag an Teilergebnisse veröffentlichen.

Offenbar haben die Wahlbeobachter jedoch auch zahlreiche Unregelmäßigkeiten festgestellt. Zwei Tage nach der Abstimmung berichtete der Chef der Stiftung für Freie und Faire Wahlen in Afghanistan (Fefa), Nader Naderi, unter anderem über Mehrfach-Stimmabgaben, minderjährige Wähler und parteiische Mitarbeiter der Wahlkommission. In manchen Gegenden seien Wahlurnen nach Schließung der Wahllokale mit gefälschten Stimmzetteln aufgefüllt worden.

Auch die Berliner Zeitung berichtet von massiven Wahlfälschungen. Der Zeitung zufolge berichteten Wahlhelfer in der Stadt Kandahar, dass nach Schließung der Wahllokale von durch die Polizei eskortierten Helfern zusätzliche Stimmen in die Wahlurnen geschmuggelt worden seien. "Wir haben in einem Stimmlokal im Stadtteil Mirwais Mirna bei der Schließung der Wahllokale 100 Stimmen in einer Urne gehabt", sagte Abdul Wali, der als Wahlbeobachter im Stimmlokal Mirwais Mirna stationiert war. "Heute bei der zweiten Auszählung in Qul-i-Urdu waren plötzlich 600 Stimmen in der Urne."

Am Freitag hatten sowohl Amtsinhaber Hamid Karsai als auch sein schärfster Rivale, Ex-Außenminister Abdullah Abdullah, den Sieg für sich beansprucht. "Unsere Zahlen zeigen, dass wir genügend Stimmen haben, um zu gewinnen, ein zweiter Wahlgang ist damit nicht nötig", sagte Karsais Wahlkampfmanager Hadschi Din Mohammad. Abdullahs Sprecher Sayed Fazel Sangcharaki wies die Angaben als "Propaganda" zurück und bezeichnete den Ex-Außenminister als Wahlsieger.

Das amtliche Endergebnis der Präsidentenwahl wird Mitte September erwartet. Sollte keiner der Bewerber eine absolute Mehrheit erreichen, kommt es nach derzeitiger Planung im Oktober zu einer Stichwahl.

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