Vorwürfe der sexuellen Belästigung:Trump über Senats-Bewerber Moore: "Er streitet es komplett ab"

Vorwürfe der sexuellen Belästigung: Stellt sich bei der Personalie Roy Moore einmal mehr gegen das republikanische Partei-Establishment: US-Präsident Trump.

Stellt sich bei der Personalie Roy Moore einmal mehr gegen das republikanische Partei-Establishment: US-Präsident Trump.

(Foto: AFP)
  • Donald Trump hat den republikanischen Senats-Bewerber Roy Moore gegen Vorwürfe der sexuellen Belästigung in Schutz genommen.
  • Ob er den 70-Jährigen in der heißen Phase des Wahlkampfs aktiv unterstützen wird, ließ der Präsident offen.
  • Gleichzeitig kritisierte Trump Moores demokratischen Kontrahenten Doug Jones: Dessen Bilanz bei relevanten Themen sei "schrecklich".
  • Jones ist Jurist und führte als Staatsanwalt in Alabama unter anderem Prozesse gegen Mitglieder des Ku Klux Klans.

So vehement der US-Präsident Treue von seinen Untergebenen einfordert, so unbeständig war in der Vergangenheit seine eigene Loyalität. Eine Reihe hochrangiger Mitarbeiter musste seit Donald Trumps Amtsbeginn schon diese Erfahrung machen. Ein Mann kann sich jedoch der Unterstützung des Präsidenten sicher sein - und das, obwohl es gegen den Politiker schwerwiegende Vorwürfe der sexuellen Belästigung gibt. Zuletzt stärkte Trump dem republikanischen Kandidaten für die Senatswahl in Alabama den Rücken. "Roy Moore streitet es ab, das ist alles, was ich sagen kann. Er streitet es komplett ab", sagte Trump vor seiner Abreise nach Florida, wo er Thanksgiving verbringen wird.

Der 70-jährige Moore wird von mehreren Frauen beschuldigt, sie sexuell belästigt zu haben. Darunter ist eine Frau, die zum Zeitpunkt des mutmaßlichen Übergriffs erst 14 Jahre alt war. Anfang der Achtzigerjahre soll Moore im Shoppingzentrum seiner Heimatstadt Gadsden sogar Hausverbot gehabt haben, nachdem er dort Teenagerinnen bedrängt hatte. Der Ex-Richter weist die Anschuldigungen zurück.

Moore kandidiert in Alabama um den Senatssitz, der durch den Wechsel von Jeff Sessions an die Spitze des Justizministeriums frei geworden ist. Die Wahl ist am 12. Dezember. Trump ließ offen, ob er Moore in der heißen Phase des Wahlkampfs aktiv unterstützen wird. Dazu wolle er sich in der kommenden Woche äußern, sagte er Reportern vor dem Weißen Haus.

"Wir brauchen da keinen liberalen Demokraten"

Eines machte der Präsident aber schon jetzt deutlich - Moores demokratischer Kontrahent ist für ihn auf keinen Fall eine Alternative. "Wir brauchen da keinen liberalen Demokraten", sagte er. Auf die Frage eines Journalisten, ob es besser sei einen mutmaßlichen Sexualstraftäter zu wählen als einen Demokraten, antwortete Trump der New York Times zufolge: "Er sagt, es ist nicht passiert. Sie müssen auch ihm zuhören."

Alabama ist traditionell republikanisch, der demokratische Bewerber Doug Jones hatte nach Bekanntwerden der Vorwürfe gegen Moore allerdings zahlreiche Wahlspenden erhalten. Trump sagte jetzt über den 63-jährigen Juristen: "Ich habe mir seine Bilanz angeguckt. Sie ist schrecklich beim Thema Kriminalität. Sie ist schrecklich beim Thema Grenzen. Und sie ist schrecklich beim Thema Militär." Jones war 1997 vom damaligen US-Präsidenten Bill Clinton zum "United States Attorney" ernannt worden, als Staatsanwalt in Alabama prozessierte er später gegen führende Mitglieder des Ku Klux Klans.

Dass Donald Trump Roy Moore unterstützt, ist nicht neu. Nachdem sein eigener ultrarechter Wunschkandidat für Alabama bei der parteiinternen Vorwahl unterlegen war, hatte er sich für den 70-Jährigen ausgesprochen. In den vergangenen Wochen hielt er sich mit Aussagen über Moore allerdings zurück. Eine Reihe ranghoher Republikaner ist seit Wochen auf Distanz zu Moore und fordert ihn auf, seine Kandidatur zurückzuziehen. Moore selbst zieht gegen diese Republikaner zu Felde, die er als Establishment bezeichnet.

Der Präsident nahm am Dienstag auch Stellung zur größeren Debatte um sexuelle Belästigung. "Frauen sind etwas sehr Besonderes", sagte Trump. "Es ist eine ganz besondere Zeit. Viele Dinge kommen ans Licht. Das ist gut für die Gesellschaft."

Vorzeige-Journalist unter Verdacht

Beinahe täglich kommen neue Fälle von sexuellen Übergriffen ans Licht: Am Montag entschuldigte sich der Fernseh-Talkmaster Charlie Rose bei mehreren Kolleginnen, nachdem diese an die Öffentlichkeit gegangen waren. Rose, der politische Talkshows auf den Sendern PBS und CBS moderiert hatte, soll den Frauen nackt gegenüber getreten sein, sie unsittlich berührt und ihnen bei Telefonaten ungebührliche Gespräche aufgedrängt haben. Der 75-Jährige sagte in einem Statement: "Ich habe mich zeitweise taktlos verhalten und übernehme dafür die Verantwortung." Er glaube jedoch nicht, dass alle Vorwürfe korrekt seien.

Der Sender CBS trennte sich unmittelbar nach Bekanntwerden der Vorwürfe von Rose. Andere, wie etwa Bloomberg TV, setzten bis zur Klärung der Anschuldigungen seine Sendungen ab.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: