Süddeutsche Zeitung

Vor Russland-Reise:Obama und die Kalten Krieger

US-Präsident Obama fordert Moskau auf, die Mentalität des Kalten Krieges hinter sich zu lassen. Vor allem Putin sei noch in altem Denken verhaftet, kritisiert er.

Wenige Tage vor seiner Moskau-Reise hat US-Präsident Barack Obama die russische Führung aufgefordert, die Mentalität des Kalten Krieges hinter sich zu lassen. Insbesondere Ministerpräsident Wladimir Putin hielt er vor, zum Teil noch im alten Denken verhaftet zu sein.

Obama charakterisierte Putin als einen Politiker, der mit einem Fuß noch dem Althergebrachten anhänge und mit dem anderen Fuß dem Neuen folge. Bei seinen Gesprächen in Moskau wolle er Putin klar machen, dass die Beziehungen zu den Vereinigten Staaten nicht mehr "nach Art des Kalten Krieges" funktionierten, sagte der US-Präsident in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AP.

Nach Einschätzung Obamas hält Putin auch nach dessen Ausscheiden aus dem Präsidentenamt im vorigen Jahr die Fäden in der Hand. Putin "hat immer noch Einfluss", sagte Obama.

Zu Medwedjew hingegen entwickelten die USA ein "sehr gutes Verhältnis", erklärte Obama in dem Interview. Und auch der russische Staatschef stellte eine Verbesserung der Beziehungen in Aussicht. Die neue Regierung in den USA zeige ihre Bereitschaft zu "wirksameren und verlässlicheren Beziehungen", erklärte der Staatschef in einer Videobotschaft.

Auch Russland sei dazu bereit. Beide Staaten müssten gemeinsam zahlreiche Probleme angehen, denen die Welt gegenüberstehe. Dazu gehöre der Anti-Terror-Kampf ebenso wie der gegen die Drogenkriminalität und für die Nicht-Verbreitung von Atomwaffen.

Obama wandte sich indes gegen die Ansicht, dass Russland im Atomstreit mit Nordkorea und Iran einem entschiedenen Vorgehen der internationalen Gemeinschaft im Weg stehe. In beiden Fälle gebe es eine "gute Zusammenarbeit".

Obama reist am Montag zu einem dreitägigen Gipfel mit Medwedjew nach Russland. Weitere Themen des Treffens sind die Lage in Iran und Afghanistan sowie das von den USA geplante Raketenabwehrsystem in Polen und Tschechien, durch das sich Moskau bedroht fühlt. Neben Russland plant Obama auch Stationen in Italien und Ghana. In Italien nimmt der Präsident Ende nächster Woche am Gipfeltreffen der G-8-Staaten teil.

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