Vor Rede von Irans Präsident in Davos:Rohani hält Freundschaft mit den USA für möglich

Hassan Ruhani Iran Präsident Weltwirtschaftsforum Davos Schweiz Rouhani

Forciert seine Annäherungspolitik an den Westen in Davos: Irans Präsident Hassan Rohani.

(Foto: dpa)

"Feindseligkeiten in Freundschaft umwandeln": Irans Präsident Rohani sendet vor seiner Rede auf dem Weltwirtschaftsforum in der Schweiz positive Signale nach Washington. In Davos will er über "Irans Platz in der Welt" sprechen - wenige Stunden später wird einer seiner ärgsten Kritiker ans Rednerpult treten.

Vor seiner mit Spannung erwarteten Rede auf dem Weltwirtschaftsforum im schweizerischen Davos sendet der iranische Präsident Hassan Rohani positive Zeichen in Richtung Washington. Die seit mehr als drei Jahrzehnten dauernde Feindschaft zwischen den USA und Iran könnte sich nach den Worten Rohanis in eine Freundschaft wandeln.

In einem Interview mit dem öffentlichen Schweizer Fernsehen RTS sagte Rohani auf die Frage, ob die USA eines Tages wieder eine Botschaft in Teheran eröffnen könnten: "Keine Feindschaft dauert für immer, auch keine Freundschaft hält ewig. Also müssen wir Feindseligkeiten in Freundschaft umwandeln."

Zwar seien die Beziehungen zu den USA zuletzt schwierig gewesen. Doch mit harter Arbeit und gutem Willen auf beiden Seiten könnten die Probleme überwunden werden. Iran reiche alle Ländern die Hand in Freundschaft und in Frieden, erklärte Rohani.

Rohani spricht mit Öl-Managern

Sein Amtsvorgänger Mahmud Ahmadinedschad hatte die Feindschaft gegen die als "großen Satan" geschmähten Vereinigten Staaten zelebriert. Seit Rohanis Amtsantritt im Sommer 2013 versucht der neue Regierungschef, sein wirtschaftlich darbendes Land wieder an den Westen anzunähern.

Rohani hält an diesem Donnerstag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums eine Grundsatzrede zum Thema "Der Platz des Iran in der Welt". Rohani ist der erste iranische Präsident seit zehn Jahren, der zu dem Treffen nach Davos reist. Zur iranischen Delegation gehören auch Außenminister Mohammed Dschawad Sarif und Ölminister Bijan Namdar Zangeneh. Zudem will Rohani bei den Chefs führender westlicher Ölkonzerne um Investitionen werben.

Nach der vorläufigen Einigung der Weltmächte mit Iran über die angestrebte Beilegung des langjährigen Atomkonflikts sind die internationalen Wirtschaftssanktionen gegen Teheran gelockert worden. Iran hofft nun auf umfangreiche Investitionen zur Wiederankurbelung seiner Wirtschaft.

Nach Rohani spricht Netanjahu

Möglicherweise wird Rohani das internationale Forum auch nutzen, um Irans Haltung im Syrien-Konflikt zu erläutern. Iran war in einem bemerkenswerten diplomatischen Hin und Her zuerst zur Syrien-Friedenskonferenz im schweizerischen Montreux eingeladen und nach Protesten wieder ausgeladen worden (hier mehr dazu).

Wenige Stunden nach Rohani spricht in Davos am Donnerstagnachmittag Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu. Er gilt als einer der schärften Kritiker Rohanis. Er hatte zuvor mehrfach gewarnt, Teheran strebe nach wie vor den Besitz von Atomwaffen an.

Zu einer Annäherung von Irans Präsidenten und Israels Premier dürfte es in Davos kaum kommen. Aber immerhin: Auf dem Flughafen von Zürich standen Netanjahus Maschine und Rohanis Jet einträchtig nebeneinander.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: