Vor Jahrestag des Jom-Kippur-Krieges:UN mahnen Ägypter zu Gewaltverzicht

Signs of the 'Rabaa' or 'four' are seen during a protest against the military by members of the Muslim Brotherhood and supporters of ousted Egyptian President Mohamed Mursi in Cairo

Ein Schriftzug an einer Wand in Kairo, der sich auf die geplanten Proteste bezieht.

(Foto: REUTERS)

Wieder sterben in Ägypten Menschen bei Protesten - und zum Jahrestag des ägyptischen Angriffs auf Israel werden weitere Demonstrationen erwartet. Die Vereinten Nationen und die USA appellieren an Muslimbrüder und Militär.

UN-Generalsekretär Ban Ki Moon und das US-Außenministerium haben besorgt auf die Ausschreitungen in Ägypten reagiert. Die stellvertretende Sprecherin des US-Außenministeriums appellierte an alle Seiten, auf Gewalt zu verzichten und sich friedlich am politischen Übergangsprozess zu beteiligen. Ähnlich äußerte sich auch Bans Sprecher.

Nach Behördenangaben sind bei neuen gewaltsamen Protesten mindestens vier Menschen getötet worden. Für Sonntag, dem 40. Jahrestag des Angriffs Ägyptens und Syriens auf Israel, wird mit weiteren Kundgebungen gerechnet. Es war der Beginn des vierten arabisch-israelischen Krieges, der in Israel Jom-Kippur-Krieg, in Ägypten Oktoberkrieg genannt wird. Der 6. Oktober ist in Ägypten ein Feiertag und wird "Tag der Streitkräfte" genannt.

Am Freitag hatten Tausende Anhänger des gestürzten ägyptischen Präsidenten Mohammed Mursi nach dem Moscheebesuch gegen das Militär und Armeechef Abdel Fattah al-Sisi protestiert. Die Polizei ging mit Warnschüssen und Tränengas gegen die Islamisten vor, als diese auf den zentralen Tahrir-Platz wollten. Die Sicherheitskräfte riegelten den Platz ab. Die meisten Geschäfte in der Nachbarschaft blieben geschlossen.

Augenzeugen berichten von Schrotflinten

Im Stadtteil Nasr City reihten sich Tausende Islamisten in einen Protestzug ein. Dort befand sich eines der Protestlager der Muslimbrüder, bei dessen Räumung durch die Sicherheitskräfte Mitte August mehrere hundert Menschen getötet worden waren. Die Demonstranten hielten Fotos von getöteten Muslimbrüdern hoch und schworen Rache. In einem anderen Stadtteil schossen Islamisten und ihre Gegner mit Schrotflinten aufeinander, wie ein Augenzeuge berichtete.

Laut dem Leiter der Sanitätsdienste, Ahmed al-Ansari, wurden insgesamt mindestens 45 Menschen verletzt. In Kairo stachen Unbekannte zudem den Sprecher der liberalen Al-Dostur-Partei, Chaled Dawod, nieder. Nach Angaben der Nachrichtenagentur Mena wurde er an Brust und Hand verletzt.

Der zu den Muslimbrüdern gehörende Mursi war am 3. Juli vom Militär entmachtet worden. Mehr als 2000 Islamisten, darunter nahezu die gesamte Führungsriege der Muslimbruderschaft, wurden verhaftet. Ende September verbot ein Gericht alle Aktivitäten der Organisation und ordnete die Beschlagnahung ihres Vermögens an.

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