Vor Atomverhandlungen in Genf:Cameron telefoniert mit Irans Präsidenten

Großbritanniens Premier Cameron

Anruf in Iran: Großbritanniens Premier Cameron spricht mit Präsident Rohani

(Foto: dpa)

Es war das erste Telefonat zwischen einem britischen und einem iranischen Regierungschef seit vielen Jahren: Kurz vor Beginn der neuen Verhandlungsrunde im Atomkonflikt hat der Premier Cameron mit Präsident Rohani gesprochen - und auf Transparenz gepocht.

Vor Beginn der neuen Gesprächsrunde im Atomkonflikt mit Iran hat der britische Premierminister David Cameron mit dem Präsidenten der Islamischen Republik, Hassan Rohani, telefoniert. Cameron sei der erste britische Premierminister seit mehr als einem Jahrzehnt, der sich so mit einem iranischen Präsidenten ausgetauscht habe, hieß es aus London. Zuletzt hätte es ein solches Gespräch 2002 gegeben.

Cameron habe bei dem Gespräch unter anderem die Notwendigkeit größerer Transparenz betont, um die Bedenken der internationalen Gemeinschaft an dem Nuklearprogramm des Landes zu zerstreuen, teilte ein Sprecher der Regierung mit. Einig seien sich beide Regierungschefs darin gewesen, dass es wichtig sei, die Gunst der Stunde zu nutzen, die die neuen Verhandlungen böten.

US-Präsident Barack Obama hat sich vor den neuen Gesprächen der Weltmächte mit Iran aber zurückhaltend geäußert. Er wisse nicht, ob es möglich sein werde, in dieser oder in der kommenden Woche mit Iran ein Abkommen zu schließen, sagte der Präsident am Dienstag in Washington. Er warb allerdings dafür, dass eine Vereinbarung dann auch von skeptischen US-Verbündeten wie Israel akzeptiert werden sollte. Sollte es jetzt ein Abkommen geben, könne damit Zeit gewonnen werden, um zu sehen, ob Iran tatsächlich keine Atomwaffen baue, sagte Obama.

Zugleich machte er deutlich, dass Teheran bei einem vorläufigen Abkommen nur mit begrenzten Erleichterungen der Sanktionen rechnen könne. Die Strafmaßnahmen etwa im Bereich der Ölausfuhren und im Bankensektor würden auf keinen Fall angetastet, beruhigte Obama Kritiker aus Israel und im eigenen Land. Teheran werde zudem nur auf einen kleinen Teil seines im Ausland eingefrorenen 100 Milliarden Dollar schweren Vermögens zugreifen können.

Obama warnt vor neuen Sanktionen

Bei einem Treffen mit US-Senatoren warnte Obama den Kongress davor, die Sanktionen zu verschärfen und damit die Gesprächsatmosphäre zu vergiften. Sein Sprecher Jay Carney stellte dagegen "robuste" neue Strafmaßnahmen in Aussicht, für den Fall, dass der neue Anlauf der Atomgespräche scheitert.

Auch Israel sperrt sich gegen zu große Zugeständnisse. Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hatte jüngst eine diplomatische Offensive gegen einen "schlechten Handel" der internationalen Gemeinschaft im Atomstreit angekündigt. Netanjahu befürchtet, dass Iran seine Verhandlungspartner hinters Licht führt und ungeachtet eines Abkommens weiter Atomwaffen anstrebt.

"Wenn man ihnen die Fähigkeit dazu nicht wegnimmt, werden Sie eines Tages aufwachen, und iranische Atomraketen werden auf deutsche Städte gerichtet sein", sagte Netanjahu der Bild-Zeitung. Israel würde sich durch iranische Atomwaffen in seiner Existenz bedroht fühlen und hat in der Vergangenheit auch präventive Militärschläge nicht ausgeschlossen.

Iranische Vertreter treffen sich am Mittwochvormittag in Genf zum dritten Mal binnen fünf Wochen zu Gesprächen mit der 5+1-Gruppe der fünf UN-Vetomächte und Deutschland. Die vorherige Verhandlungsrunde Anfang November war nach anfänglicher Hoffnung auf einen Durchbruch ohne Ergebnis geblieben. Regierungsvertreter Russlands und Irans sprachen am Dienstag von einer "realen Chance" auf eine Einigung.

Geplant ist zunächst ein Übergangsabkommen, bei dem sich Teheran zur Einschränkung seines Atomprogramms bereiterklärt. Der Westen und Israel verdächtigen Iran seit Jahren, unter dem Deckmantel ziviler Kernenergienutzung die Entwicklung von Atomwaffen voranzutreiben. Die Führung in Teheran weist dies entschieden zurück.

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