Süddeutsche Zeitung

Von der Leyen und Köhler:Karriere: "Jetzt schnell zum Hauptbahnhof"

Rochaden in Berlin: Auf den abgetretenen Arbeitsminister Jung folgt die bisherige Familienministerin von der Leyen - für die eine 32-Jährige aus Hessen antritt.

Als Familienministerin hatte Ursula von der Leyen viel Durchschlagskraft. Sie galt auf einmal als moderne Kraft der konservativen CDU, die sich für Kitas und Krippenplätze einsetzte. Schließlich war ihr klargeworden, dass das alte Leitbild von der glücklichen Nur-Mutter sich nicht mehr mit der Realität deckte.

Doch nach der ersten Legislaturperiode (2005 bis 2009) wollte die Tochter des früheren niedersächsischen Ministerpräsidenten Ernst Albrecht lieber ihr Wissen rund um Gesundheit nutzen und Gesundheitsministerin werden. Da aber machte Kanzlerin Angela Merkel nicht mit. Und so musste "Röschen", wie sie im Hause Albrecht einst hieß, im alten Amt verharren.

Nun aber wechselt die 51-Jährige doch: Sie soll nach Informationen einiger Nachrichtenagenturen als Nachfolgerin für den ganz und gar glücklosen Franz Josef Jung künftig das Ministerium für Arbeit und Soziales verantworten. Von der Leyen ist promovierte Medizinerin. Von 1992 bis 1996 arbeitete und lebte sie in den USA, danach wirkte sie an der Medizinischen Hochschule in Hannover.

Als Nachfolgerin für von der Leyen kommt eine sehr junge Parteifreundin ins Spiel: die 32-jährige Kristina Köhler. Auch sie wird in einem Agenturbericht genannt. Sie wurde in Wiesbaden groß und ist Diplom-Soziologin. Seit 2002 sitzt sie im Bundestag. In der hessischen Landeshauptstadt setzte sie sich bei der Bundestagswahl 2009 gegen SPD-Kandidatin Heidemarie Wieczorek-Zeul durch.

Mit der Einwechslung der Hessin ist gewährleistet, dass der mächtige Landesverband in der Regierung berücksicht ist. Jungstar Köhler senkt den Altersdurchschnitt im Kabinett gewaltig. Sie ist um einiges jünger als Karl-Theodor zu Guttenberg, 37, und Philipp Rösler, 36, die bisherigen "Nesthäkchen".

Kristina Köhler nutzt regelmäßig den Web-Dienst Twitter. Ihre letzte Eintragung vom Donnerstag, ein paar Stunden vor dem großen Tag ihrer Karriere: "Habe gerade eine Rede im Plenum zum Thema behördliche Übermittlungspflichten bei illegalen Migranten gehalten."

Am Mittwoch teilte sie ihren staunenden Fans mit: "Jetzt schnell zum Hauptbahnhof, um den letzten Zug zurück nach Berlin zu bekommen."

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