Von-Beust-Nachfolger Christoph Ahlhaus:Kümmerer für Hamburg

Als Innensenator galt Christoph Ahlhaus als CDU-Rechtsaußen - als Bürgermeisterkandidat gab er den Kümmerer. Die Hamburger Grünen hat er damit überzeugt, sie werden ihn zum Nachfolger von Ole von Beust wählen. Doch Ärger scheint programmiert. In Bildern.

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Christoph Ahlhaus

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Er galt als politischer Hardliner, als Rechtsaußen in der CDU. Jetzt wird Christoph Ahlhaus zum Hamburger Bürgermeister gewählt - mit den Stimmen der GAL, wie die Grünen in der Hansestadt heißen. Die Koalition wird fortgesetzt - vor wenigen Wochen erschien das noch fraglich. Nach dem freiwilligen Rückzug des bisherigen Bürgermeisters Ole von Beust stand die schwarz-grüne Koalition auf der Kippe. Wegen Ahlhaus, dem Innensenator, von Beusts designiertem Nachfolger. Er galt als Polarisierer. Seitdem hat er einen erstaunlichen Wandel vollzogen. Oder ist das alles nur Fassade?

Christoph Ahlhaus

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Sein Weg führt nach oben - trotz schlechter Voraussetzungen: Als gebürtigem Heidelberger fehlt Ahlhaus der Stallgeruch, als er 2001 zur Hamburger CDU stößt. Der gelernte Bankkaufmann und studierte Rechtsanwalt wird dennoch Landesgeschäftsführer, er organisiert den Bürgerschaftswahlkampf. Die SPD herrscht seit Jahrzehnten in der Hansestadt - doch dank einer umstrittenen Koalition mit der FDP und der Schill-Partei gelingt es Ole von Beust dennoch, Bürgermeister zu werden. Die Nähe zur populistischen Schill-Partei, die mit "Richter Gnadenlos" Ronald Schill an der Spitze einen "Law-and-Order"-Wahlkampf führt, wird Ahlhaus später zum Vorwurf gemacht.

CDU-Parteitag in Hamburg

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2004 wird Ahlhaus in die Bürgerschaft gewählt, er übernimmt den Posten des innenpolitischen Sprechers. Nach dem vorzeitigen Ende der Koalition mit der Schill-Partei holt die CDU die absolute Mehrheit - die sie vier Jahre später wieder verliert. Erstmals gibt es auf Landesebene eine schwarz-grüne Koalition. Bürgermeister Ole von Beust macht Ahlhaus zu seinem Innensenator - der mit markigen Sprüchen gegen die linksautonome Szene bekannt wird. Seine Frau Simone (rechts im Bild) sagt rückblickend: "Manchmal kommt er vielleicht nicht so locker rüber. Aber so ist er nicht."

Christoph Ahlhaus besucht Mitgliederversammlung der GAL

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Seit klar ist, das Ole von Beust als Bürgermeister zurücktritt, gibt Ahlhaus tatsächlich den liberalen - wenn auch wertkonservativen - Wohlfühlpolitiker, der sich "um alle Hamburger kümmern" wolle. Er sei ein toleranter Mensch, betont Ahlhaus. Die Grünen sind dennoch skeptisch - erst recht, als bekannt wird, dass die schlagende Verbindung "Turnerschaft Ghibellinia" in Heidelberg Ahlhaus als Mitglied führt. "Einmal Bursche, immer Bursche" zürnen daraufhin die linken Demonstranten. Ein Auftritt des Bürgermeisterkandidaten bei der Mitgliederversammlung der Grünen-Basis wird für Ahlhaus zur Nagelprobe.

Ahlhaus wirbt bei GAL um Vertrauen

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Flankiert von GAL-Fraktionschef Jens Kerstan (links) und der Schulsenatorin Christa Goetsch läuft Ahlhaus offenbar zur Höchstform auf. Hinter verschlossenen Türen überzeugt er die grüne Basis davon, ihm das Vertrauen zu schenken. Der CDU-Mann habe sich ehrlich und selbstironisch präsentiert, heißt es anschließend. Eine große Mehrheit spricht sich für die Fortsetzung der Koalition unter Ahlhaus aus - sein Weg ins Rathaus ist frei.

CDU-Landesparteitag

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Möglich wurde dies, weil Ole von Beust nach neun Jahren als Erster Bürgermeister der Hansestadt abtritt. "Alles hat seine Zeit", sagte der 55-Jährige, dem seit langem Amtsmüdigkeit unterstellt wird. Dass die schwarz-grüne Koalition mit ihrer Schulreform an einem Volksbegehren scheiterte, wird seine Lust nicht vergrößert haben. Von Beust schlug Innensenator Ahlhaus als seinen Nachfolger vor - die Hamburger CDU nominierte ihn daraufhin einstimmig. Viele Unionsmitglieder hoffen, nach Ole von Beusts liberalem Kurs mit Ahlhaus nun wieder in Richtung bürgerlicher Mitte zu rücken. 

Hamburger Senat

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Mit der Wahl Ahlhaus' zum Bürgermeister wird auch der Senat auf drei von neun Positionen neu besetzt. Den Posten des Innensenators übernimmt künftig Heino Vahldiek (CDU). Das Amt der zusammen mit von Beust zurückgetretenen Kultursenatorin Karin von Welck (parteilos) geht an ihren früheren Kulturstaatsrat Reinhard Stuth (CDU).

Umstritten ist die Berufung ...

DGB Hamburg: Karan soll auf Senatsamt verzichten

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... des parteilosen Unternehmers Ian Karan zum Wirtschaftssenator. Der 71-Jährige räumte ein, seinen Lebenslauf geschönt zu haben. Zudem soll er den Rechtspopulisten Ronald Schill einst mit Spenden unterstützt haben.

Den Grünen kann eine solche Personalie ...

Personalvorschläge für Senat - Jens Kerstan

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... nicht recht sein, doch sie sind offenbar bereit, den Rechtsruck der CDU zu akzeptieren. Im Gegenzug hoffen sie, dem Koalitionspartner inhaltliche Kompromisse abringen zu können - etwa bei der Rückkehr der Straßenbahn, der Einrichtung zusätzlicher Fahrradstraßen oder der Verringerung der Parkplätze. Grünen-Fraktionschef Jens Kerstan sagte im Hinblick auf die neuen Senatoren: "Jeder Partner entscheidet selbst über sein Personal."

© sueddeutsche.de/dpa/apn/mikö/mati
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