Volkswagen:Herbert Diess soll  Konzern-Chef Müller ablösen

Nach der Dieselaffäre wollen die VW-Eigentümer­familien Porsche und Piëch einen Strategiewechsel.

Von Thomas Fromm und Max Hägler

Volkswagen: Herbert Diess (li.), bisher Markenleiter, soll VW-Chef werden; neben ihm der bisherige Konzernchef Müller.

Herbert Diess (li.), bisher Markenleiter, soll VW-Chef werden; neben ihm der bisherige Konzernchef Müller.

(Foto: Ronny Hartmann/AFP)

Volkswagen steht überraschend vor einem Führungswechsel. Nach Angaben aus Unternehmenskreisen soll der bisherige Vorstandsvorsitzende Matthias Müller durch den bisherigen VW-Markenchef Herbert Diess ersetzt werden. Müller war im Zuge der Dieselaffäre im September 2015 an die Spitze gerückt, nachdem der damalige Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn wegen der Affäre hatte zurücktreten müssen. Wie es heißt, könnte der Wechsel bereits am Freitag bei einer Aufsichtsratssitzung entschieden werden.

Das Unternehmen selbst teilte in einer knappen Meldung lediglich mit, der Aufsichtsrat unter Führung von Miteigentümer Wolfgang Porsche prüfe eine "Weiterentwicklung der Führungsstruktur", dazu könnte auch eine Veränderung im Amt des Vorstandsvorsitzenden gehören. Müller habe seine "grundsätzliche Bereitschaft signalisiert", an den Veränderungen mitzuwirken. Allerdings soll hinter den Kulissen schon seit Wochen ein Streit über die künftige Ausrichtung von Volkswagen im Gange sein.

Und doch waren Aktionäre wie Insider im Unternehmen von der Mitteilung am Dienstag überrascht worden. Wie es aus Unternehmenskreisen heißt, wollten maßgebliche Eigentümer - VW wird beherrscht von den Familien Porsche und Piëch sowie dem Land Niedersachsen - einen "Strategiewechsel". Der Umbau des Konzerns und der Kulturwandel bei VW soll vielen nicht schnell genug gegangen sein. Es geht unter anderem um die Frage, ob und wann das Lkw-Geschäft von VW an die Börse gebracht werden soll.

Zuletzt war allgemein erwartet worden, dass Müller seinen bis zum Jahr 2020 laufenden Vertrag zumindest bis zum kommenden Jahr erfüllt. Vor wenigen Wochen hatte er noch Rekordzahlen für das Unternehmen präsentiert. Aus seinem engeren Umfeld war zuletzt aber immer wieder von einer gewissen Amtsmüdigkeit berichtet worden, auch wegen der andauernden Ermittlungen in Folge des Dieselskandals.

Immer wieder wurde Müller auch mangelnde Sensibilität vorgeworfen. Zuletzt war er von der Regierung des Landes Niedersachsen gerügt worden, als er in einem Interview mit dem Spiegel auf die Frage nach einer Gehalts-Obergrenze von etwa fünf Millionen Euro antwortete: "Wir hatten so was bereits einmal in Form der DDR. Da ist auch alles geregelt worden."

Der Kurs der VW-Aktie legte nach den Berichten am Dienstag deutlich zu: Die Aktie lag mit 4,5 Prozent im Plus.

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