Vertrauensmann Mubarak:Ägyptens Präsident ist für Israelis und Palästinenser ein wichtiger Gesprächspartner

List der Geschichte oder Ironie des Schicksals? Genau 27 Jahre nachdem ägyptische Truppen am 6. Oktober 1973 den Suezkanal überschritten hatten, und genau 19 Jahre nach der Ermordung des ägyptischen Präsidenten Anwar el Sadat im Jahr 1981 trafen sich im ägyptischen Scharm el Scheich Sadats Nachfolger Hosni Mubarak, US-Außenministerin Madeleine Albright und Palästinenser-Präsident Jassir Arafat.

Heiko Flottau

Wie damals steht auch heute die Zukunft der Region auf dem Spiel. Militärisch verloren die Ägypter den Krieg von 1973, politisch aber siegten sie. Denn ohne den Krieg von 1973 wäre der ägyptisch-israelische Frieden von Camp David sechs Jahre darauf nicht möglich gewesen.

Vertrauensmann Mubarak: Hosni Mubarak

Hosni Mubarak

Seitdem gilt Ägypten als verlässlichster Ansprechpartner Israels, der Amerikaner, Europas und seit 1993 auch der Palästinenser. Hosni Mubarak aber ist in seinen Entscheidungen nicht frei: Er muss amerikanische Standpunkte beachten, denn seit Camp David bekommt Ägypten jährlich etwa zwei Milliarden Dollar Militär- und Entwicklungshilfe.

Und in der Jerusalem-Frage sollte der Muslim Mubarak auf die arabische Welt Rücksicht nehmen. Zudem hat er auf eine starke israelkritische Strömung im eigenen Land zu achten.

Und schließlich spielt auch das politische Ego des ägyptischen Präsidenten eine Rolle: Wo für Mubarak kein politischer Ruhm zu holen ist, taucht er nicht auf. So blieb er 1998 jener Gedenkfeier in Oslo fern, die dem ersten israelisch-palästinensischen Friedensabkommen gewidmet war. Denn an dessen Zustandekommen hat Ägypten keinen Anteil.

Dagegen tritt Mubarak immer dann ins Rampenlicht, wenn auch für Ägypten eine politische Ernte einzufahren ist. Das war im März 1996 der Fall, als in Scharm-el-Scheich Staatsmänner aus aller Welt eine Charta gegen den Terror verabschiedeten. Und das geschah im September 1999, als ebenfalls in Scharm-el-Scheich über den Fortgang des Friedensprozesses beraten wurde.

Damals beschlossen Ehud Barak, Jassir Arafat und Hosni Mubarak, dass bis zum 13. September 2000 ein Friedensabkommen zwischen Israelis und Palästinensern unterschriftsreif zu sein habe. Selten war Hosni Mubarak in der Lage, mit spektakulären eigenen Vorschlägen den Friedensprozess zu steuern. Als Vermittler kann Mubarak die Amerikaner nicht ersetzen.

Aber seit zwei Jahrzehnten ist Ägypten ein wichtiger Ansprechpartner, ein diplomatischer Katalysator, ein Garant dafür, dass irgendwie die Gespräche immer wieder weiter geführt werden. Ehud Barak, Schimon Peres und selbst Benjamin Netanjahu kamen nach Ägypten. Und mehrmals im Monat berät Jassir Arafat über seine politische Strategie in Ägypten - nicht in Syrien, nicht in Jordanien, nicht im Libanon und nicht in den Monarchien des Golfes.

Man kann sogar sagen, dass Jassir Arafat ohne den politischen, aber auch den persönlichen Rückhalt, welchen er durch Mubarak bekommt, in der arabischen Welt ziemlich einsam wäre.

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