Eine Fortschrittskoalition im fortgeschrittenen Verfall, die gab es schon mal: Im Jahr 2005 hatten sich Teile der Koalition aus SPD und Grünen so weit entfremdet, dass der damalige Bundeskanzler Gerhard Schröder das Bündnis beenden wollte, und zwar schnell. Natürlich hätte er noch weitermachen können, erzählt er bei einem Treffen in seinem Büro in Hannover. Aber ein Konflikt wäre dann auf den nächsten gefolgt, sagt der 80-Jährige rückblickend. „Entweder wir werden unter dem Sattel blutig geritten, oder wir machen einen Befreiungsschlag.“ Noch am Abend der Landtagswahl von Nordrhein-Westfalen, am 22. Mai 2005, kündigte er an, dass er wegen der Legitimitätskrise seiner Koalition im Bundestag die Vertrauensfrage stellen werde. Die SPD war im bevölkerungsreichsten Bundesland, Heimat ihrer Stammwähler, weit hinter die CDU zurückgefallen.
Vertrauensfrage:„Ich habe wirklich nächtelang nicht geschlafen“
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Die bisher letzte Vertrauensfrage war umstrittener als die heutige. Weil sie nicht zwingend war und eine einsame Entscheidung des Kanzlers. Aber Gerhard Schröder würde es genauso wieder machen.
Von Georg Ismar und Nicolas Richter, Hannover
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