Als der türkische Ministerpräsident Ahmet Davutoğlu am Montag im Nato-Hauptquartier erschien, war es der Operation "Wir sind nicht allein" zweiter Teil. Am Vortag hatte Davutoğlu den "Neubeginn" im Kreise der "europäischen Familie" gefeiert, nun versicherte er sich im Gespräch mit Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg noch einmal der Solidarität des Bündnisses.
Man sei dankbar für die Unterstützung der Nato in der Krise um den Abschuss eines russischen Kampfjets an der Grenze zu Syrien, sagte Davutoğlu. Dass diese Unterstützung bei etlichen Alliierten lauwarm ausgefallen war, ließ er unerwähnt. In die Solidaritätsbekundungen hatten sich auffällig viele Mahnungen zur Ruhe gemischt.
"Hätte es keine Luftraumverletzung gegeben, gäbe es heute keine Krise"
An der Seite des türkischen Regierungschefs wollte Stoltenberg nun keinen Zweifel erlauben: "Die Türkei fühlt sich der Nato und die Nato stark der türkischen Sicherheit verpflichtet. Alle Verbündeten unterstützen vollständig das türkische Recht, seine territoriale Integrität und seinen Luftraum zu verteidigen", stellte er klar. Mit dieser willkommenen Rückendeckung verwahrte sich Davutoğlu noch einmal gegen die Moskauer Forderung nach einer Entschuldigung für den Abschuss des Jets.
"Als Ministerpräsident einer Nation mit Würde und mit einer Rekord-Unterstützung von 49,5 Prozent in den Wahlen kann ich sagen, dass die Verteidigung unseres Luftraums nicht nur ein Recht, sondern eine Pflicht für meine Regierung ist", betonte er. Kein Präsident oder Premierminister könne "sich wegen der Erfüllung seiner Pflicht entschuldigen".
Zwar wiederholte Davutoğlu die Worte von Präsident Recep Tayyip Erdoğan, er wünschte, der Vorfall sei nicht passiert. Aber er stellte auch klar: "Hätte es keine Luftraumverletzung gegeben, gäbe es heute keine Krise." Zu Gesprächen mit den "russischen Freunden" sei man bereit, über die von Russland verhängten Sanktionen sei man verwundert. In der Ukraine-Krise habe man sich doch gemeinsam mit Russland gegen Wirtschaftssanktionen ausgesprochen.
Wenn an diesem Dienstag und Mittwoch die Außenminister der Nato-Staaten zusammenkommen, dann wird die Türkei noch einmal unzweideutige Solidarität erwarten - und vermutlich die Zusage zur verstärkten Unterstützung bei der Landesverteidigung erhalten. Außerdem soll der Vorfall an der türkisch-syrischen Grenze ein Projekt voranbringen, das nicht zuletzt von Deutschland betrieben wird.
Versicherten sich ihrer Bündnistreue: Der türkische Premier Davutoğlu und Nato-Generalsekretär Stoltenberg.
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