Süddeutsche Zeitung

Verstorbener US-Senator:Trump wollte McCain nicht mit offiziellem Statement würdigen

  • US-Präsident Trump hat es einem Bericht zufolge abgelehnt, den verstorbenen Republikaner McCain in einer offiziellen Mitteilung zu würdigen.
  • Seine Mitarbeiter hatten demnach bereits ein Statement vorbereitet und ihm empfohlen, es zu veröffentlichen.
  • Trumps Tweet zu McCains Tod hat im Netz für Empörung gesorgt.

US-Präsident Donald Trump hat einem Bericht zufolge eine bereits vorbereitete offizielle Würdigung des verstorbenen Republikaners John McCain abgelehnt. Der Präsident habe hochrangigen Beratern gesagt, er ziehe es stattdessen vor, einen kurzen Tweet zum Tod seines scharfen Kritikers zu publizieren, berichtet die Washington Post unter Berufung auf ehemalige und aktuelle Berater im Weißen Haus.

Demnach hätten unter anderem Trumps Sprecherin Sarah Sanders und sein Stabschef John Kelly für eine offizielle Würdigung plädiert und McCain einen "Helden" genannt. Sanders habe am Wochenende eigens die Endfassung der Mitteilung fertig gestellt. Trump zog es indes vor, kurz nach McCains Tod am Samstag eine knappe, unpersönliche Nachricht auf Twitter zu veröffentlichen. In ihr sprach er McCains Familie sein Mitgefühl aus. Würdigende Worte fand der US-Präsident nicht.

Auf Twitter löste Trumps Nachricht einen Sturm der Kritik aus. Mark Corallo, ehemaliger Sprecher von Trumps Anwaltsteam, sagte der Zeitung zufolge über Trumps Reaktion: "Es ist grässlich." In einem solchen Moment würde man von einem US-Präsidenten mehr erwarten, wenn er über den Tod eines wahren amerikanischen Helden spreche. Viele Politiker in den USA und im Ausland reagierten mit öffentlicher Bestürzung auf den Tod.

McCain starb im Alter von 81 Jahren auf seiner Ranch in Arizona. Er litt an einem Gehirntumor. Als Pilot der US-Navy war McCain in Vietnam in Gefangenschaft geraten und von den Vietcong gefoltert worden. Als Fachmann in der Außen-, Sicherheits- und Verteidigungspolitik zählte der republikanische Senator aus Arizona zu den prominentesten Mitgliedern des US-Kongresses. Er erwarb sich über die Parteigrenzen hinweg große Achtung - nur nicht bei Trump. Ende Juli 2017 stoppte er mit seiner Stimme im Senat die von Trump verfolgte Abschaffung des Gesundheitssystems Obamacare.

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