Der Islamische Staat hat nach Einschätzung des Bundesnachrichtendienstes eine seiner wichtigsten Einkommensquellen verloren. Nach den jüngsten militärischen Niederlagen kontrolliere die Terror-Organisation praktisch keinerlei Ölfelder mehr im Irak, heißt es nach Informationen von Süddeutscher Zeitung, NDR und WDR in einem "Sonderbericht" für die Bundesregierung. Der IS könne nun kaum noch Öl verkaufen, sondern habe sogar Mühe, die "Eigenversorgung" im Kalifat aufrechtzuerhalten. Die Terroristen sitzen auf dem Trockenen.
Hintergrund dieser dramatischen Lageveränderung sind militärische Vorstöße der kurdischen Peschmerga im Norden und der irakischen Streitkräfte im Raum Tikrit. Mindestens drei große Ölfelder soll der IS dadurch verloren haben. Zwei von ihnen, die nordöstlich von Tikrit gelegenen Felder Himrin und Ajil, sollen die Terroristen zuvor in Brand gesetzt haben. Fördereinrichtungen wurden gesprengt, Satellitenbilder sollen im vergangenen Monat zahlreiche Brände gezeigt haben. Nach Einschätzung des BND beweise dies, dass der IS selbst nicht an eine schnelle Rückeroberung glaube.
Dem IS bleibt nur ein einziges Ölfeld
Nach den Feststellungen des Geheimdienstes bleibt dem IS damit im Irak nur noch ein einziges Ölfeld - Qayara mit einer Förderkapazität von gerade einmal 2000 Barrel am Tag. Das seien gerade noch fünf Prozent der zuvor vom IS innerhalb des Irak kontrollierten Menge. Auch die syrischen Ölfelder könnten den Verlust nicht ersetzen.
Es soll sich größtenteils um alte und durch den langen Bürgerkrieg schlecht gewartete Anlagen mit einer maximalen Förderkapazität von 15 000 Barrel am Tag handeln. Zudem fehlen dem IS Experten, um die Förderstätten zu betreiben. Der BND kommt in seiner Analyse zu dem Schluss, dass der IS kaum noch "nennenswerte Ölexporte realisieren" könne, eine "seiner wichtigsten Einnahmequellen" sei "drastisch unter Druck".
Der IS gilt als die reichste Terrorbande aller Zeiten
Der IS gilt als die reichste Terrorbande aller Zeiten, die sich durch erhobene Steuern, Erpressung, Kunstraub, Entführungen und Ölschmuggel weitgehend selbst finanziert. Das Auswärtige Amt beziffert den "Kapitalstock" in einer Antwort auf eine Bundestagsanfrage der Linken auf "ein bis zwei Milliarden Dollar". Welchen Anteil am Reichtum des IS die Erlöse aus dem Ölverkauf haben, war bereits in der Vergangenheit umstritten. Während das amerikanische United States Central Command (Centcom) zeitweise von einer Milliarde Dollar im Jahr sprach, andere Experten gar von zwei bis drei Milliarden Dollar, wurden auch sehr viel niedrigere Zahlen genannt.
Der Wegfall der Öleinnahmen dürfte die Lage der zumindest im Irak ohnehin unter Druck geratenen Organisation verschärfen. Seit Wochen häufen sich Berichte über anhaltende Versorgungsschwierigkeiten in den vom IS kontrollierten Gebieten, auch bei Strom und Wasser soll es zu Engpässen kommen. Die Steuern sollen erhöht worden sein, auch von einer angeblich abnehmenden Kampfmoral wird immer wieder berichtet.