Die Verschleppung des deutsch-ägyptischen Publizisten Hamed Abdel-Samad in Kairo hat wohl keinen politischen Hintergrund. Der Autor sei nicht, wie zunächst befürchtet, von radikalen Islamisten entführt worden. Vielmehr sei er "im Al-Azhar-Park von Menschen, die er kannte, verschleppt worden", sagte ein Beamter der Sicherheitsdirektion der ägyptischen Hauptstadt.
Die Entführer, mit denen er Geschäftsbeziehungen gehabt habe, hätten Abdel-Samad am Dienstagabend unversehrt wieder freigelassen, nachdem dieser - womöglich unter Zwang - Schuldscheine unterzeichnet habe, erklärte die Polizei.
In dem Streit sei es um einen Betrag von 250.000 ägyptischen Pfund (mehr als 25.000 Euro) gegangen, hieß es. Andere Quellen nannten einen Betrag von umgerechnet 250.000 Euro. Ein Beamter des Innenministeriums hatte zu dem mysteriösen Verschwinden des Autors zuvor gesagt: "Es war keine Entführung. Er war einfach nur verschwunden." Später präzisierten die Behörden, dass der Autor sehr wohl verschleppt worden war, die Tat aber keinen politischen Hintergrund hat.
Auch Hamids Bruder Mahmud hatte bereits vermutet, dass dieser Rechtsstreit Hintergrund für die Tat gewesen sein könnte. Hamid habe Investoren Geld geliehen und dafür terminierte Schecks bekommen, die Anfang Juli fällig wurden, sagte er einem ägyptischen Sender.
Abdel-Samad, der im vergangenen Sommer wegen Äußerungen über den "religiösen Faschismus" im zeitgenössischen Islam Morddrohungen erhalten hatte, war am vergangenen Sonntag in Kairo verschwunden, nachdem er am Telefon berichtet hatte, er fühle sich verfolgt. Am Dienstagabend tauchte er wieder auf und ging zur deutschen Botschaft.