Verhaftung von Julian Assange: Reaktionen:Gates: "Eine gute Nachricht"

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Der amerikanische Verteidigungsminister Robert Gates freut sich über die Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange. Für die Aktivisten der Enthüllungsplattform ist die Verhaftung jedoch kein Grund zum Aufhören: Sie wollen konsequent weitermachen.

Weltweit schlägt die Verhaftung des Wikileaks-Gründers Julian Assange in London hohe Wellen. Die Galionsfigur mag hinter Gittern sein, doch die Enthüllungsplattform will konsequent weitermachen. In den Machtzentralen der Welt freut man sich unterdessen über die Festnahme - oder greift zu seltsamen historischen Vergleichen.

Zeigt sich erfreut über die Festnahme von Wikileaks-Gründer Julian Assange: US-Verteidigungsminister Robert Gates. (Foto: AFP)

"Die heutige Aktion gegen unseren Chefredakteur Julian Assange wird unsere Arbeit nicht beeinträchtigen", kündigten die Wikileaks-Aktivisten nach der Verhaftung über den Online-Dienst Twitter an. "Wir werden heute Abend weitere Depeschen veröffentlichen."

Brüderle mahnt größere Anstrengungen bei der IT-Sicherheit an

Die Enthüllungsplattform stellt seit gut einer Woche schrittweise Papiere aus einer Sammlung von mehr als 250.000 vertraulichen Dokumenten des US-Außenministeriums ins Netz.

US-Verteidigungsminister Robert Gates hat die Verhaftung von Julian Assange begrüßt. Das klinge "nach einer guten Nachricht", sagte Gates in Afghanistan. Er befand sich zu einem Besuch bei US-Truppen im Lager Connolly.

Für Bundeswirtschaftsminister Rainer Brüderle ist die Causa Wikileaks Grund für mehr Anstrengungen bei der IT-Sicherheit. Die massenhafte Veröffentlichung von vertraulichen US-Regierungsdokumenten zeige, dass Sicherheitslücken im Internet bestünden, erklärte der FDP-Politiker auf dem IT-Gipfel in Dresden. Nötig sei daher ein größerer Schutz vertraulicher Geschäftsdaten und Behördeninformationen.

Brüderle kritisierte in dem Zusammenhang Wikileaks scharf. Das Vorgehen der Enthüllungsplattform bereite ihm Unbehagen, sagte er. "Manches, was ich Wikileaks da entnehme, erinnert mich an die Sammelwut, die früher Institutionen im Osten hatten, die Stasi dabei." Für diesen Vergleich hagelte es umgehend Kritik aus den eigenen Reihen: FDP-Vorstandsmitglied Wolfgang Kubicki wies den Vergleich des Wirtschaftsministers als "völlig unangemessen" zurück. Brüderle distanzierte sich später von seiner Äußerung.

Unterdessen hat nach mehreren anderen Finanzdienstleistern auch die Kreditkartenfirma Visa alle Zahlungen an Wikileaks eingestellt. Visa wolle weitere Informationen über die Tätigkeit von Wikileaks abwarten, um zu beurteilen, ob ein Verstoß gegen die Nutzungsvorgaben vorliege. "Dies ist eine Entscheidung, die wir selbständig getroffen haben", sagte ein Firmensprecher der Nachrichtenagentur AFP. "Ich glaube nicht, dass wir unter dem Eindruck irgendeines Drucks einer Regierung gehandelt haben."

Erst am Montag sperrte Mastercard die Zahlungen an Wikileaks, weil das Unternehmen eigenen Angaben zufolge keine Beziehungen mit Kunden unterhalten könne, die illegale Aktivitäten direkt oder indirekt unterstützten. Zuvor hatte bereits das Internet-Bezahlsystem Paypal Zahlungen an Wikileaks gesperrt.

Auch die Schweizer Bank Postfinance schloss ein Konto Assanges, da eine Überprüfung der angegebenen Adresse ergeben habe, dass diese falsch sei. Als Reaktion darauf sollen Hacker und Sympathisanten des Wikileaks-Gründers die Webseite des eidgenössischen Finanzdienstleisters angegriffen und stark verlangsamt haben. Davon geht das Unternehmen aus, wie ein Sprecher sagte. Postfinance arbeite derzeit daran, die Kapazitäten zu erhöhen, um wieder einen Zugriff auf die Internetseite zu ermöglichen.

Assange war in London wegen eines Haftbefehls aus Schweden festgesetzt worden. Ihm wird die Vergewaltigung zweier Frauen in dem skandinavischen Land vorgeworfen. Er selbst weist die Anschuldigungen zurück und spricht von einer gezielten Kampagne, hinter der die amerikanische Regierung stehe. Die USA streben wegen der Veröffentlichung geheimer diplomatischer Depeschen durch Wikileaks eine Auslieferung Assanges an.

© dapd/AFP/jab - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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