Vergangenheitsbewältigung:Japan und Südkorea legen Streit über Zwangsprostitution bei

200 000 Frauen vor allem aus Korea und China wurden im Zweiten Weltkrieg in japanischen Militärbordellen versklavt. Nun verspricht Tokio den "Trostfrauen" eine Entschädigung.

Koreanische Trostfrau im Zweiten Weltkrieg
:Dem "Menschenschlachthof" entronnen

Lee Ok-Seon ist 14, als sie verschleppt und in einem japanischen Militärbordell zur Prostitution gezwungen wird. Noch heute kämpft sie um Entschädigung und eine Entschuldigung ihrer Peiniger. Eine Begegnung.

Von Martin Mühlfenzl, Berlin

"Trostfrauen" - allein diese zynische Bezeichnung weist darauf hin, wie sehr Japan sich der Aufarbeitung dieses dunklen Kapitels seiner Geschichte bisher verweigert hat. Im Zweiten Weltkrieg versklavte das Land nach Schätzungen von Historikern 200 000 Frauen vor allem aus Korea und China und zwang sie zur Prostitution. In Militärbordellen mussten sie japanischen Soldaten zu Diensten sein.

Doch auf eine Entschuldigung oder eine Entschädigung aus Tokio warteten die Opfer bisher vergeblich, das Thema belastete die Beziehungen zu Korea über Jahrzehnte. 70 Jahre nach Ende des Krieges wollen die beiden Länder den Streit nun offiziell beilegen.

Japan erkennt seine Verantwortung an, sagt der Außenminister

Bei einem Treffen in Seoul einigten sich die Außenminister Japans und Südkoreas, Fumio Kishida und Yun Byung Se, auf ein Abkommen, das die Einrichtung eines Fonds zur Unterstützung der Opfer in Höhe von rund einer Milliarde Yen (7,6 Millionen Euro) vorsieht. Das Geld wird Japan bereitstellen. Das Land erkenne seine Verantwortung an, sagte Kishida.

Zudem werde der japanische Ministerpräsident Shinzo Abe den Opfern eine "Entschuldigung und Reue vom Grunde seines Herzens" aussprechen, kündigte Kishida an. Unter der Voraussetzung, dass die vereinbarten Schritte dauerhaft umgesetzt werden, wollen beide Staaten den Streit über die "Trostfrauen" "endgültig und unumkehrbar" beenden.

© SZ.de/dpa/AFP/pamu - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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