Verfolgung:"Ein Zeichen setzen"

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Der Zentralrat der Muslime in Deutschland hat eine Einladung an die Christin Asia Bibi ausgesprochen, die in Pakistan wegen Blasphemie zum Tode verurteilt worden ist. Der Vorsitzende des Zentralrats, Aiman Mazyek, erklärt, wieso.

Interview von Paul Munzinger

Der Rheinländer Aiman Mazyek, 49, ist seit 2010 Vorsitzender des Zentralrats der Muslime in Deutschland, eines der vier größeren Islam-Dachverbände in der Bundesrepublik. (Foto: Matthias Balk/dpa)

SZ: Herr Mazyek, die Christin Asia Bibi wurde in Pakistan wegen Blasphemie 2010 zum Tode verurteilt, jetzt ist sie frei und möchte nach Deutschland kommen. Sie haben sie zu einer Veranstaltung eingeladen. Haben Sie schon eine Antwort ?

Aiman Mazyek: Wir haben eine offizielle Einladung an Asia Bibi dem pakistanischen Botschafter überreicht, weil man dort am besten weiß, wo sie sich derzeit aufhält. Ich rechne damit, dass die Einladung sie inzwischen erreicht hat.

Um was für eine Veranstaltung geht es?

Es geht um Religionsfreiheit und Menschenrechte. Der Zeitpunkt steht noch nicht fest. Das hängt davon ab, wie es mit der Einreise von Frau Bibi weitergeht. Wann sie in Deutschland sein könnte, darüber will ich nicht mutmaßen. Das könnte ihr in der aktuellen Lage auch schaden.

Aber die Einreise würden Sie mit Ihrer Einladung gerne beschleunigen.

Das wäre wünschenswert. Das gilt übrigens auch für die pakistanische Seite. Der Botschafter ist als einer der ersten in den Vorgang eingeweiht worden.

Sie haben die katholische Kirche um Mithilfe gebeten und Bundeskanzlerin Angela Merkel um ein schnelles Einreisevisum. Gibt es da schon eine Rückmeldung?

Die Bundesregierung hat ihre Bereitschaft, Frau Bibi aufzunehmen, inzwischen erklärt. Das macht mir Hoffnung.

Geht es Ihnen als Zentralrat der Muslime auch darum, ein Zeichen zu setzen?

Wir wollen deutlich machen, dass sich die Bundesregierung in dieser Frage auf die deutsche muslimische Religionsgemeinschaft verlassen kann. Wir wollen ein Zeichen setzen, in der Tradition unseres weltoffenen und multireligiösen Landes und im Geiste der für uns alle verbindlichen Menschenrechte. Dazu zählt eben auch die freie Religionsausübung. Deswegen haben wir das Urteil des Obersten Gerichts in Pakistan sehr begrüßt.

Das Gericht hat Asia Bibi Ende Oktober freigesprochen, was zu wütenden Protesten radikalislamischer Gruppen führte.

Unsere Position ist klar gegen diese religiös-extremistische Minderheit, die versucht, die Religion zu missbrauchen und Politik auf dem Rücken von Menschenleben zu machen. Das erinnert mich ein Stück weit daran, wie auch in Deutschland rechtsradikale Gruppen bis hin zu Teilen der AfD die Politik vor sich hertreiben: Gruppen, die fordern, Deutschland müsse wieder ein ethnisch "reines" Land werden.

© SZ vom 13.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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