Vereinte Nationen:"Extrem schockiert und erschüttert"

Der Weltsicherheitsrat fand harsche Worte am Vorgehen Israels, enthielt sich jedoch auf Druck der USA einer Verurteilung. US-Außenministerin Rice äußerte hingegen Hoffnung: Noch in dieser Woche sei eine Waffenruhe möglich.

Der Weltsicherheitsrat hat zugesagt, zügig an einer dauerhaften Lösung der Libanonkrise zu arbeiten. Er sei "besorgt über die Gefahr einer weiteren Eskalation der Gewalt", heißt es in einer offiziellen Erklärung.

Zum gestrigen israelischen Angriff auf ein Wohnhaus in Kana mit fast 60 toten Zivilisten äußerte sich der Rat "extrem schockiert und erschüttert".

Er enthielt sich auf Druck der USA aber einer Verurteilung. Israel hat derweil eine zweitägige Aussetzung der Angriffe auf Ziele im Südlibanon angeboten.

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat den israelischen Luftangriff auf das südlibanesische Dorf Kana scharf kritisiert und mit Nachdruck eine sofortige Waffenruhe verlangt. "Exzellenzen, ich kann nicht anders, als dieses Vorgehen auf das Schärfste zu verurteilen, und ich bitte Sie eindringlich, das Gleiche zu tun", appellierte Annan mit bewegter Stimme an den Weltsicherheitsrat.

Dieser hatte auf Antrag des Libanons am Sonntag eine Dringlichkeitssitzung einberufen. Bei dem verheerenden israelischen Luftangriff auf Kana waren 37 Kinder und 19 erwachsene Zivilisten getötet worden.

Die Krise im Libanon stelle eine extreme Herausforderung an die Vereinten Nationen, vor allem aber den Sicherheitsrat dar, meinte Annan. "Die Autorität und das Ansehen dieses Rates steht auf dem Spiel. Es fällt den Leuten auf, dass (der Sicherheitsrat) in dieser Krise nicht schnell und entschlossen handelt", warnte der UN-Chef. Er "flehe" die 15 Ratsmitglieder an, ihre Differenzen zu vergessen und sich wenigstens auf einen gemeinsamen Ruf nach Waffenruhe zu einigen.

Rice: Waffenruhe noch in dieser Woche möglich

US-Außenministerin Condoleezza Rice hält eine Waffenruhe in Nahost noch in dieser Woche für möglich. Rice sagte in Jerusalem, es entstehe in Israel und im Libanon ein Konsens über die Bedingungen für eine "dringende Waffenruhe und eine langfristige Vereinbarung".

Eine solche Vereinbarung müsse aus drei Teilen bestehen: Eine Waffenruhe, politische Grundlagen für eine längerfristige Lösung und eine internationale Interventionstruppe, die die libanesische Armee unterstützt. Man werde den Weltsicherheitsrat aufrufen, noch in dieser Woche eine entsprechende Resolution zu verabschieden.

"Bewaffnete Gruppen" müssten im Libanon verboten und neue Waffenlieferungen von einer internationalen Truppe verhindert werden. Israel werde im Gegenzug die internationale Grenzlinie zum Libanon nicht verletzen. Rice äußerte "tiefe Trauer über den tragischen Verlust von Menschenleben, besonders von Kindern" im Libanon und in Israel.

Sie begrüßte die israelische Entscheidung über eine 48-stündige Aussetzung von Luftangriffen, um den Vorfall im Dorf Kana zu untersuchen, bei dem mindestens 56 Menschen getötet worden waren. Eine internationale Truppe könne auch den libanesischen Flüchtlingen helfen, in ihre Heimatorte zurückzukommen, sagte Rice.

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