US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump:Seine Frisur, seine Frauen, seine Entgleisungen

Donald Trump

Täglich eine neue Entgleisung: Donald Trump als Präsidentschaftskandidat in South Carolina.

(Foto: Stephen B. Morton/AP)
  • US-Präsidentschaftskandidat Donald Trump gelingt es, ständig in den US-Medien präsent zu sein.
  • Seine Mittel: Entgleisungen, Populismus und Provokation.
  • Ginge es ihm um Inhalte, könnte er Debatten an sich reißen - und wäre sogar ein halbwegs ernstzunehmender Kandidat.

Von Sacha Batthyany, Washington

Donald Trump, der vor rund einem Monat angekündigt hat, für das Amt des Präsidenten der Vereinigten Staaten zu kandidieren, ist in diesen Tagen überall. Auf jeder Webseite, in jeder Zeitung, im Fernsehen sowieso - und nicht nur in der Daily Show des Komikers John Stewart, sondern auch bei Wolf Blitzer auf CNN. Täglich wird über seine neuen Entgleisungen berichtet. Seine Äußerung über Senator John McCain - "nur weil er in Gefangenschaft geriet, macht ihn das nicht zum Helden" - schlug besonders hohe Wellen. Auch deshalb, weil sich danach alle beflissen fühlten zu reagieren.

Das ist der Trump-Faktor: Jeder Stein, den er ins Wasser wirft, zieht Hunderte Kieselsteinwürfe nach sich. Außenminister John Kerry verteidigte McCain ebenso wie Jeb Bush, Scott Walker und alle anderen republikanischen Kandidaten. Die Washington Post beschrieb detailliert, bei welchen Partys Donald Trump rumhing, während McCain von 1967 bis 1973 im Gefängnis "Hanoi Hilton" hinter Gittern steckte.

Am Dienstag fiel es Trump ein, in South Carolina öffentlich die Handynummer seines republikanischen Rivalen, Senator Lindsey Graham, zu verlesen. Trumps Anhänger brachten Grahams Anschluss zum Kollaps - er hatte Trump "Esel" genannt.

Selbst erklärter Multimilliardär mit goldenen Wasserhähnen

Trump dominiert auch die Klatschspalten. Den bunten Geschichten über seinen Aufstieg zum selbst erklärten Multimilliardär, seine Frauen, seine Frisur und die Wasserhähne aus 24-Karat-Gold, ist in diesem Juli wie der Hitze nicht auszuweichen. Kurzum: Die Welt dreht sich etwa so, wie das "The Donald" wünscht - um ihn allein.

Auch die Umfragewerte werden ihn zufriedenstellen. Wie immer dieser Wahlkampf ausgehen wird: Donald Trump wird mit Sicherheit keine Gelegenheit verpassen, darauf hinzuweisen, dass er im Juli 2015 das Feld der Republikaner anführte. Sicher ist ebenso, dass Trump im späteren Verlauf dieses Rennens um das Weiße Haus keine Rolle mehr spielen wird. Er ist nur ein Hase, wie das in der Leichtathletik heißt, ein Tempomacher, der es nie bis ins Ziel schafft.

Vorerst aber führt er tatsächlich, zumindest in der jüngsten Telefonumfrage von ABC News/Washington-Post vom vergangenen Dienstag. Da lag er mit 24 Prozent aller Stimmen vor Gouverneur Scott Walker (13 Prozent) und Jeb Bush (zwölf Prozent). Obwohl Trump als unwählbar gilt, weder Programm noch Rückhalt in der Partei hat, sondern nur Geld und einen Berater namens Corey Lewandowski, der laut Nachrichtenportal Politico als Krawallmacher bekannt ist. Die frühen Umfragen, so zweifelhaft ihre Aussagekraft angesichts kleiner Stichproben sein mag, sind wichtiger als früher: Es dürfen nur die zehn erfolgreichsten Kandidaten an der ersten republikanischen Debatte teilnehmen, die am 6. August in Cleveland stattfindet.

Weiße alte Männer: Trump findet Anklang am rechten Rand

Geht es so weiter, läuft der Hase mindestens noch eine Runde und stört den Politbetrieb. Denn es ist anzunehmen, dass weitere Entgleisungen folgen und Fernsehdebatten zu Reality-Shows verkümmern. Will man Trump etwas zugutehalten, dann, dass er das Wahlprozedere vollends demaskiert.

Gemäß Donald Green, Politikprofessor der Columbia Universität, findet Trump Anklang bei den Wählern am rechten Rand, "vorwiegend weiße, ältere Männer", die gegen Migration wettern und bisher vor allem den Texaner Ted Cruz unterstützt haben. Dabei gehe es weniger um den Inhalt als um Trumps Art. "Er gibt vor, einer zu sein, der sich traut, endlich mal die Wahrheit zu sagen." Nur hat Trump bisher noch gar nicht viel gesagt.

Außer vielleicht beim Thema Migration, da hat er an einem Tabu gerüttelt. Denn in der Frage, wie man mit den elf Millionen papierlosen Migranten und der Grenze im Süden umgehen soll, steht die Republikanische Partei vor einem Dilemma. Will sie die Wahl gewinnen, muss sie die Latinos umwerben. Andererseits vergrault man konservative Stammwähler mit einer zu liberalen Haltung in Migrationsfragen.

Trump geht es nur um Trump

Die meisten Präsidentschaftskandidaten sind diesem Spagat ausgewichen, um niemanden vor den Kopf zu stoßen. Trump hingegen sagte in seiner Rüpelhaftigkeit, die Grenze gehöre überwacht, Migranten würden den Sozialstaat aushöhlen und seien "Vergewaltiger und Verbrecher". Womit er aussprach, was viele denken. Aber auch die Schwäche der Partei offenbarte, die nicht wusste, wie sie darauf reagieren sollte - und schwieg. Das Zögern der anderen Kandidaten ist vielleicht einziger Trumpf Trumps und der Grund für seine Erfolge.

Würde es ihm um Inhalte gehen, könnte er, befeuert durch seine Medienpräsenz, weitere Tabus ansprechen, Debatten an sich reißen - und wäre am Ende sogar ein halbwegs ernstzunehmender Kandidat. Doch Trump geht es nur um Trump. Für viel mehr als etwas Gewitter in diesen ersten Wahlkampfmonaten wird das nicht reichen.

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