Vereinigte Staaten:Entlastet, nicht rein

Muellers Bericht offenbart Trumps Schamlosigkeit.

Von Nicolas Richter

Zwischen Donald Trump und russischen Agenten hat es keine Verschwörung gegeben. Dies ist die zentrale Erkenntnis des US-Sonderermittlers Robert Mueller. Der am schwersten wiegende Verdacht gegen Trump, im Wahlkampf mit einer ausländischen Macht paktiert zu haben, ist damit aus der Welt. Das ist eine objektive Entlastung Trumps - reingewaschen ist er deswegen nicht.

Erstens hat Mueller keine klare Aussage dazu getroffen, ob Trump die US-Justiz behindert hat oder nicht. Dass Mueller den Präsidenten in diesem Punkt ausdrücklich nicht entlasten will, lässt auf gewichtige Indizien gegen Trump schließen. Zwar hat Justizminister Barr, ein Vertrauter Trumps, zu wenig Substanz ausgemacht für strafrechtliche Folgen. Dass der Präsident einem solchen Vorwurf aber so nahe gekommen ist, nährt die Zweifel an seiner Integrität aufs Neue.

Zweitens steht noch das politische Urteil über Trump aus, und das dürfte nicht schön werden. Schon jetzt weiß man, dass sich Trump mit Kriminellen umgeben hat und mehr Respekt für Kreml-Chef Putin zeigt als für die Justiz seines eigenen Landes. Im Mueller-Bericht, der rasch zu veröffentlichen ist, dürften sich weitere Belege für Trumps Schamlosigkeit finden. Das Strafrecht mag den Präsidenten verschonen, eine Lichtgestalt ist er jetzt aber so wenig wie zuvor.

© SZ vom 26.03.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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