Verbraucherschutz:Eier-Zwist

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Belgien behauptet, die Niederlande sollen früh von Fipronil gewusst haben.

Von Daniel Brössler, Brüssel

Im Skandal um mit dem Insektengift Fipronil verunreinigte Eier hat Belgien dem Nachbarland Niederlande schwere Vorhaltungen gemacht. Die dortigen Behörden seien bereits im November 2016 über die Verunreinigungen im Bild gewesen, hätten diese Information aber nicht weitergegeben, sagte der belgische Landwirtschaftsminister Denis Ducarme am Mittwoch während einer Parlamentsanhörung zu dem Skandal in Brüssel. Er berief sich auf ein internes niederländisches Dokument, das im Besitz der belgischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (FASNK) sei. Die belgischen Behörden stehen selbst in der Kritik, weil sie sieben Wochen verstreichen ließen, bevor sie die anderen EU-Staaten am 20. Juli über den ersten Verdachtsfall informierten.

Wie aus einem Bericht der FASNK vom Mittwoch hervorgeht, hätte die EU jedoch schon früher über die Fipronil-Eier informiert sein können: Demnach stellte Belgien am 6. Juli eine offizielle Anfrage zur Zusammenarbeit der Justizbehörden an die Niederlande und nutzte dazu eine Plattform der EU-Kommission. Eine EU-Sprecherin bestätigte dies der Nachrichtenagentur dpa, sagte aber, diese Plattform würde nicht "aktiv" überwacht.

Ducarme warf den Niederlanden eine unverantwortliche Informationspolitik vor. Auf die Kundenliste der betroffenen niederländischen Firma habe Belgien einen Monat warten müssen. "Wenn ein Land wie die Niederlande, einer der größten Exporteure von Eiern, diese Informationen nicht zur Verfügung stellt, ist das wirklich ein Problem", sagte er. Auch in Belgien gerieten die Behörden allerdings weiter unter Druck. So musste sich die FASNK rechtfertigen, weil unterschiedliche Labors stark abweichende Werte für dieselbe Probe ermittelten. Bei einer Messung wurden die Grenzwerte um ein Drittel überschrittenen, woraufhin Eier aus dem Handel zurückgerufen wurden.

Warum dauerte es so lange bis zur Warnung? Höchst mysteriös, sagt die EU-Abgeordnete Melior

Der zuständige EU-Kommissar Vytenis Andriukaitis habe in den vergangenen Tagen mit den Landwirtschaftsministern Deutschlands, Belgiens und der Niederlande telefoniert, sagte ein Sprecher. Es sei aber "vorrangig die Verantwortung der Mitgliedstaaten, die Untersuchungen durchzuführen und die angemessenen Maßnahmen zu ergreifen". Die EU-Kommission prüft derzeit, ob gegen Bestimmungen verstoßen worden ist. "Sollte sich der Verdacht erhärten, dass man hier bewusst Informationen zurückgehalten oder schlicht geschlampt hat, muss die EU entsprechende rechtliche Schritte einleiten", forderte die SPD-Europaabgeordnete Susanne Melior. Es sei "höchst mysteriös", warum die belgische Lebensmittelsicherheitsbehörde offenbar erst Wochen nach dem ersten Verdachtsfall eine Warnung abgesetzt habe. Die EU-Mitgliedstaaten tauschen Informationen über mögliche Gefahren in einem 1979 geschaffenen Schnellwarnsystem für Lebens- und Futtermittel aus.

© SZ vom 10.08.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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