Verbindungen zu Al-Qaida:Großbritannien schiebt Hassprediger nach Jordanien ab

Der islamistische Prediger Abu Qatada gilt als "spiritueller Chef al-Qaidas" in Europa. Nach jahrelangen juristischen Streit ist es der britischen Regierung jetzt gelungen, ihn auszuweisen und nach Jordanien zu schicken. Dort muss er sich wegen Plänen für Terroranschläge verantworten.

Der islamistische Hassprediger Abu Qatada ist nach einem jahrelangen Justizverfahren jetzt von Großbritannien in sein Heimatland Jordanien abgeschoben worden. Der 53-Jährige traf am Sonntag auf einem Flugfeld in der Nähe der Hauptstadt Amman ein und wurde umgehend in ein Gefängnis gebracht.

Die jordanische Regierung sicherte einen "fairen Prozess" und Transparenz im Umgang mit Qatada zu. Die Gerichte des Landes "respektieren die Menschenrechte", sagte Jordaniens Informationsminister und Regierungssprecher Mohammed Momani.

Der britische Premierminister David Cameron zeigte sich "hocherfreut" angesichts Qatadas Abschiebung. Es sei "sehr schwer" gewesen und habe "sehr lange gedauert", ihn auszuliefern. Innenministerin Theresa May bezeichnete Katada als "gefährlichen Mann", der Großbritannien nun verlassen habe, um in seinem Land vor Gericht gestellt zu werden.

Der Fall Qatada hatte die britische Regierung in den vergangenen Monaten in politische Schwierigkeiten gebracht. May musste sich und ihrer Behörde wiederholt handwerkliche Mängel vorwerfen lassen, nachdem Abu Qatada seine Abschiebung mit geschickten juristischen Kniffen immer wieder hinauszögern konnte.

Er gilt als "spiritueller Chef Al-Qaidas" in Europa

Abu Qatada, der eigentlich Omar Mohammed Othman heißt, war 1999 in Jordanien in Abwesenheit wegen Plänen zu Terroranschlägen zum Tode verurteilt worden. Die Strafe wurde aber in lebenslange Haft und Zwangsarbeit umgewandelt. Im Jahr 2000 bekam er erneut 15 Jahre Haft wegen mutmaßlicher Anschlagspläne.

Abu Qatada lebte bereits seit 1993 in Großbritannien, wo er Asyl beantragt hatte. Dort machte er rasch mit antiwestlichen, antisemitischen und gegen die USA gerichteten Predigten auf sich aufmerksam. Oft wurde er als "spiritueller Chef al-Qaidas" in Europa und "europäischer Botschafter" von Terrorchef Osama bin Laden bezeichnet.

Im Jahr 2002 wurde er erstmals festgenommen, seitdem verbrachte er den Großteil seiner Zeit in Haft oder unter Hausarrest. Erst Mitte Mai entschied ein Gericht erneut, Abu Qatada sei "eine Gefahr für die nationale Sicherheit" und müsse weiterhin in Haft bleiben. Im Juni schließlich ratifizierten die Parlamente Jordaniens und Großbritanniens das zuvor unterzeichnete bilaterale Auslieferungabkommen, das auch für Qatada galt.

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