Verbände:Es brennt

Chef Feuerwehrverband Hartmut Ziebs

„Fortgesetzte Intrigen“: Präsident Hartmut Ziebs gibt sein Amt ab.

(Foto: Christoph Soeder/dpa)

Streit in der Führung, Spekulation um rechtsnationale Tendenzen unter den Mitgliedern: Hartmut Ziebs, der Chef der deutschen Feuerwehrleute, tritt zurück.

Der Deutsche Feuerwehrverband (DFV), Repräsentant von 1,3 Millionen Feuerwehrleuten im Lande, sollte eigentlich eine Stütze der Gesellschaft sein. Seit Wochen gibt er allerdings ein schlechtes Bild in der Öffentlichkeit ab. Streitereien in der Führung und Spekulationen um rechtsnationale Tendenzen in der Mitgliederschaft wurden publik. Nun hat Präsident Hartmut Ziebs seinen Rücktritt zum Jahresende angekündigt. "Der einzige Weg, den DFV aus der schlimmsten Krise seiner Geschichte zu führen, kann jetzt nur in einem kompletten Neustart liegen", sagte Ziebs am Samstag am Rande einer Sitzung des nordrhein-westfälischen Landesverbands, dem er selbst angehört.

Seinen Schritt begründete Ziebs mit "fortgesetzten Intrigen". Er berichtete von Schmähungen gegen seine Person und seine Familie. "Die Schwelle dessen, was ich meiner Familie an Zumutungen abverlangen kann, ist schon lange überschritten", sagte Ziebs. Seine Stellvertreter forderte er auf, ebenfalls zurückzutreten: "Macht Ihr - wie auch ich - den Weg frei für einen wirklichen Neuanfang im DFV, der nur mit unser aller Amtsverzicht denkbar ist." Warum ihm fünf von sieben Stellvertretern das Vertrauen entzogen hatten, darüber gibt es widersprüchliche Darstellungen. "Die Einstellung einer Frau mit türkischstämmigen Wurzeln als Bundesgeschäftsführerin" sowie "meine klare Haltung gegen rechtsnationale Tendenzen" hatte Ziebs als Gründe für die Verwerfungen genannt. Der Präsidialrat des Verbandes wies das zurück: Die Rücktrittsfrage sei nie mit den politischen Äußerungen des Präsidenten gegen Rechtspopulismus verbunden gewesen. "Die Feuerwehrverbände decken keine rechtsnationalen Tendenzen. Wir dulden kein radikales Gedankengut, sondern stehen für alle Werte einer freiheitlichen Demokratie ein."

Kardinal Reinhard Marx, Vorsitzender der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, hatte ein Solidaritätsschreiben an Ziebs geschickt und ihm gedankt für seine "offenen und deutlichen" Worte im Kampf gegen rechts. Auch vom Vorstand des NRW-Verbandes bekam Ziebs am Samstag Rückendeckung: "Wer die Gefahr von rechtsnational denkenden Menschen in der Feuerwehr leugnet, ist nicht in der Realität", sagte der stellvertretende Vorsitzende Bernd Schneider in Wuppertal

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