Schießerei in Kopenhagen
Bei einer Schießerei in Kopenhagen wurde der Polizei zufolge ein 40-jähriger Mann getötet. Drei Polizisten sollen der Polizei zufolge verletzt worden sein. Die Schüsse waren während einer Veranstaltung im Kulturzentrum Krudttønden im Stadtteil Østerbro gefallen. Bei der Diskussionsrunde ging es um Kunst, Gotteslästerung und Meinungsfreiheit.
Die Polizei fahndet nach einem Täter. Dieser soll nach dem Angriff in einem dunklen VW Polo mit dem Kennzeichen AT 25919 weggefahren sein, das Auto wurde mittlerweile etwa zwei Kilometer entfernt von dem Kulturzentrum gefunden, wie die Zeitung Berlingske berichtet. Die dänische Regierung sprach von einem Terrorakt.
Karikaturist Lars Vilks und französischer Botschafter anwesend
Zu den Rednern bei der Veranstaltung gehörte auch der schwedische Mohammed-Karikaturist Lars Vilks, anwesend war zudem der französische Botschafter in Dänemark, François Zimeray. Beide sind nicht verletzt worden.
Zimeray sagte der Nachrichtenagentur AFP: "Sie haben uns von außen beschossen. Dahinter steckte dieselbe Absicht wie bei 'Charlie Hebdo' - außer, dass es ihnen nicht gelang hereinzukommen." Kugeln seien durch Türen gedrungen, alle Anwesenden hätten sich auf den Boden geworfen. Nach seiner Einschätzung wurden mindestens 50 Schüsse abgefeuert, fügte der Botschafter hinzu. Die Polizisten sprachen nach seinen Angaben sogar von 200 Schüssen.
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Fünf Wochen nach dem blutigen Anschlag auf die französische Satirezeitschrift Charlie Hebdo und den anschließenden Terrorattacken in Paris mit insgesamt 20 Toten lösten die Schüsse in Kopenhagen Panik aus. Zeitweise herrscht Chaos im Umfeld des Tatortes. In den Fenstern des Hauses waren zahlreiche Einschusslöcher zu sehen. Die Polizei löste eine Großfahndung nach den vermutlich zwei Tätern aus.
"Ein Akt des Terrorismus"
"Alles deutet darauf hin, dass die Schüsse eine politisch motivierte Attacke darstellen und deswegen ein Akt des Terrorismus sind", sagte Dänemarks Ministerpräsidentin Helle Thorning-Schmidt. Auch Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier sprach in Peru von einem terroristischen Akt.
Die Polizei fahndete am Samstagabend in ganz Dänemark nach dem Täter. An den Hauptausfallstraßen Kopenhagens wurden Straßensperren errichtet. Die Kontrollen an den Landesgrenzen wurden erheblich verschärft, hieß es.
Angriffe auf Medien:Wenn Journalisten zu Anschlagszielen werden
Fünf Wochen nach den Anschlägen auf "Charlie Hebdo" fallen Schüsse auf eine Diskussionsveranstaltung über Meinungsfreiheit und Blasphemie in Kopenhagen. Seit 2004 wurden immer wieder Journalisten angegriffen, die sich satirisch mit dem Islam auseinandergesetzt hatten. Eine Chronologie.
An der Fahndung ist auch die deutsche Bundespolizei beteiligt. Die dänischen Sicherheitsbehörden haben diese um Unterstützung gebeten. Es gehe um verstärkte Kontrollen und Fahndungsmaßnahmen im Grenzraum zwischen Deutschland und Dänemark
Augenzeugen berichten von 30 Schüssen
Die dänische Zeitung Jyllands-Posten hat mit einem Teilnehmer der Diskussion gesprochen. Dennis Meyhoff Brink berichtet von etwa 30 Schüssen in etwa zwei Minuten. "Kurz nach 15.30 Uhr - der französische Botschafter hatte gerade gesprochen - hörten wir Schüsse aus der Halle", sagte er der Zeitung.
Der Zeitung Berlingske zufolge versteckte sich Helle Merete Brix, eine der Organisatorinnen der Veranstaltung, mit Vilks in einer Kühlkammer. "Er war ganz cool. Wir standen da und haben uns schlechte Witze erzählt", sagte Brix der Zeitung zufolge dem Sender TV2 News.
Kopfgeld auf Vilks ausgesetzt
Vilks war bereits mehrfach Ziel von Extremisten. Im Mai 2010 warfen zwei Männer Benzinflaschen durch ein Fenster in das Haus des Mohammed-Karikaturisten. 2007 war auf den Zeichner von einem Al-Qaida-Ableger im Irak ein Kopfgeld von 150 000 Dollar ausgesetzt worden. Der schwedische Künstler hatte eine Zeichnung mit dem Propheten Mohammed als Hund ausgestellt.
Im Januar 2014 wurde in den USA die Amerikanerin Colleen LaRose alias "Dschihad Jane" zu zehn Jahren Haft verurteilt, weil sie nach Überzeugung des Gerichts zusammen mit islamistischen Verschwörern Vilks töten wollte. Das Mordkomplott wurde damals nicht ausgeführt. LaRose sei 2008 zwar nach Europa gereist, aber ein Treffen mit den Drahtziehern der Verschwörung kam nicht zustande, hieß es. Die Frau sei dann in die USA zurückgekehrt und später festgenommen worden.