Venezuelas verstorbener Präsident Chávez:Einbalsamiert im gläsernen Museumssarg

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Abschied eines Genossen: Kubas Präsident Raúl Castro salutiert am Sarg von Hugo Chávez. Rechts neben ihm steht Chávez' Tochter Virginia. (Foto: dpa)

"Wie Ho Chi Minh, wie Lenin, wie Mao Tsetung": Venezuelas verstorbener Präsident Hugo Chávez soll einbalsamiert und in einem gläsernen Sarg im Museum der Revolution ausgestellt werden. Zur Trauerfeier an diesem Freitag werden Staats- und Regierungschefs aus aller Welt erwartet.

Er soll den Menschen ewig im Gedächtnis bleiben: Venezuelas Regierung hat beschlossen, den verstorbenen Präsidenten Hugo Chávez nach der Trauerfeier an diesem Freitag einzubalsamieren "wie Ho Chi Minh, wie Lenin, wie Mao Tsetung" und in einem gläsernen Sarg auszustellen. Auf diese Weise werde das venezolanische Volk Chávez im Museum der Revolution immer vor Augen haben, sagte Vizepräsident Nicolás Maduro in der Hauptstadt Caracas.

Der Sarg des am Dienstag gestorbenen Staatschefs werde noch mindestens sieben Tage länger aufgebahrt bleiben, damit die Menschen Abschied nehmen könnten. Vor der Militärakademie Fuerte Tiuna in Caracas, wo Chávez' Leichnahm derzeit liegt, hatten sich in den vergangenen Tagen Zehntausende Menschen eingefunden. Sie warteten in langen Schlangen stundenlang, um dem als "Vater der Nation" verehrten Staatschef die letzte Ehre zu erweisen. Er ist in eine Militäruniform gekleidet und trägt sein legendäres rotes Fallschirmjäger-Barett, wie beim gescheiterten Putsch 1992.

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Er war der Comandante, eine Ikone des Sozialismus und das nicht nur in Venezuela: Hugo Chávez und sein politischer Erfolg standen für einen Linksruck in ganz Lateinamerika. Wer könnte dort nach seinem Tod diese Rolle übernehmen?

Von Antonie Rietzschel

Zur Trauerfeier, die um 17:30 Uhr deutscher Zeit beginnen soll, werden Staats- und Regierungschefs aus Lateinamerika, Asien, Afrika und Europa erwartet. Es gab unterschiedliche Angaben über die exakte Zahl der Staatsgäste. Zunächst hatte es geheißen, mehr als 30 Staats- und Regierungschefs kämen nach Caracas. Maduro sprach später von mehr als 50. Auch Irans Präsident Mahmud Ahmadinedschad wird kommen.

Nach der offiziellen Zeremonie wird Chávez in das frühere Museum für Militärgeschichte überführt - es soll zum Museum der Bolivarischen Revolution umgestaltet werden. Dort sollen die Menschen in den kommenden Tagen ungehindert Zugang zum Sarg des Comandante haben.

Angaben der Regierung zufolge wollen noch Millionen Menschen Abschied von Chávez nehmen. In Venezuela gilt eine siebentägige Staatstrauer. Wie Außenminister Elías Jaua mitteilte, ordneten insgesamt 15 Länder offizielle Trauertage an, darunter China, Argentinien, Weißrussland, Iran, Kuba und Nigeria.

Neuwahltermin kann womöglich nicht eingehalten werden

Chávez war am vergangenen Dienstag im Alter von 58 Jahren seinem Krebsleiden erlegen. Aus Regierungskreisen verlautete, der Präsident sei bereits am Montag ins Koma gefallen, nachdem sich sein Gesundheitszustand dramatisch verschlechtert hatte. Er sei am nächsten Tag an Atemversagen gestorben. Hintergrund sei, dass der ursprünglich im Beckenbereich diagnostizierte Krebs sich auf die Lunge ausgeweitet habe, sagte ein Regierungsvertreter.

Seit dem Tod von Chávez leitet sein Stellvertreter und erklärter Wunschnachfolger Maduro die Amtsgeschäfte kommissarisch. Die Verfassung sieht Neuwahlen innerhalb von 30 Tagen vor. Allerdings wurde in Regierungskreisen eingeräumt, dass die Frist aus organisatorischen Gründen vielleicht nicht eingehalten werden könne. In Umfragen lag Maduro im Vergleich zu Oppositionskandidat Henrique Capriles Radonski zuletzt deutlich in Führung. Chávez hatte das erdölreiche Land über 14 Jahre lang mit einer Politik der Umverteilung und Verstaatlichung regiert.

© Süddeutsche.de/Reuters/dpa/AFP/mane - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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