Venezuela:Verleugnung der Realität

Die Venezolaner fliehen aus ihrem Land. Das betrifft auch Europa.

Von Sebastian Schoepp

Nicht nur im Mittelmeer spielt sich derzeit ein gewaltiges Flüchtlingsdrama ab, sondern auch in Lateinamerika. Venezolaner verlassen zu Hunderttausenden ihre Heimat, um der Versorgungskrise und der Repression zu entgehen. Eine solche Binnenwanderung hat es in Lateinamerika nie gegeben, was die Nachbarländer vor beträchtliche Herausforderungen stellt. In Ecuador wurde in der Grenzregion der Notstand ausgerufen, in Brasilien gerieten Flüchtlinge und Einheimische so aneinander, dass das Militär eingriff. In Kolumbien gehören kampierende Venezolaner zum Ortsbild.

Und auch Europa bekommt die Krise zu spüren. In Spanien sind die meisten Asylsuchenden nicht etwa Afrikaner, sondern Venezolaner. Es ist angesichts dieser Tragödie unerträglich, mit welcher Selbstherrlichkeit, welcher Realitätsverleugnung sich das Regime Nicolás Maduros in Venezuela behauptet. Die Sprüche, mit denen der Präsident Kolumbien, die USA, Spanien oder wen auch immer für das Desaster verantwortlich macht, das er selbst angerichtet hat, erregen nur noch Abscheu. Einsicht ist nicht zu erwarten.

Für die Länder, die Venezolaner aufnehmen, gibt es eine positive Nachricht: Unter denen, die kommen, sind die Gebildeten, die Tüchtigen, die Beweglichen in der Mehrzahl. Man sollte sie mit offenen Armen empfangen.

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