Venezuela:USA: Venezolanischer Vizepräsident ist "Hauptfigur" des Drogenhandels

Tareck El Aissami

Er soll eine "Hauptfigur" des Drogenhandels sein: Venezuelas Vizepräsident Tareck El Aissami.

(Foto: AP)
  • Das US-Finanzministerium verhängt Sanktionen gegen Venezuelas Vizepräsidenten, er soll tief in den Drogenhandel verstrickt sein.
  • Unter anderem soll Tareck El Aissami Schmuggelrouten in die USA kontrolliert haben.
  • US-Präsident Trump äußerte sich zuletzt besorgt über die Lage in dem lateinamerikanischen Land.

Von Benedikt Peters

Tareck el Aissami gilt seit Langem als zwielichtig. Ihm wird nachgesagt, der Verbindungsmann der venezolanischen Regierung zur schiitischen Hisbollah-Miliz im Libanon zu sein. Schon früher machten außerdem Gerüchte die Runde, der frühere Innenminister sei in kriminelle Geschäfte verwickelt. 2015 etwa berichtete das Wall Street Journal, El Aissami sei bestochen worden, damit er den Kokainschmuggel durch Venezuela erleichtere. Dementsprechend groß war die Bestürzung, als der angeschlagene Staatschef Nicolas Maduro El Aissami vor wenigen Wochen zu seinem Stellvertreter machte.

Doch die neuen Vorwürfe, die Washington nach jahrelangen Ermittlungen der US-Antidrogenbehörde DEA erhebt, sprengen alles bisher Bekannte. El Aissami soll Drogengeschäfte nicht einfach nur zugelassen haben. Er soll vielmehr eine "Hauptfigur" des internationalen Drogenhandels sein. Das gab das US-Finanzministerium am Montagabend bekannt. Demnach soll El Aissami Kokain-Schmuggelrouten nach Mexiko und in die USA kontrolliert haben. Auch in weitere Drogengeschäfte soll er verstrickt sein.

Als Konsequenz setzte das US-Finanzministerium Venezuelas Vizepräsidenten auf eine Schwarze Liste. Sein Vermögen wurde eingefroren, US-Bürgern wird untersagt, Geschäfte mit ihm zu treiben. Dem 42-Jährigen sollen mehrere Unternehmen gehören, unter anderem sind sie in Florida und in Panama registriert. Weder die venezolanische Regierung noch El Aissami selbst haben sich zunächst zu dem Vorgang geäußert.

El Aissami könnte Maduros Nachfolger als Präsident werden

Die Vorwürfe gegen El Aissami sind umso pikanter, da es möglich ist, dass er den angeschlagenen Maduro als venezolanischen Präsidenten beerbt. Die Opposition treibt derzeit ein Amtsenthebungsverfahren gegen Maduro voran, der bis 2018 gewählt ist. Sollte es erfolgreich sein, würde El Aissami automatisch auf Maduro folgen.

Der Schritt des US-Finanzministeriums gegen Venezuelas Nummer zwei dürfte die bereits schwer belasteten Beziehungen zwischen den USA und dem sozialistischen Land weiter verschlechtern. Zwar betont die US-Regierung, dass es sich nicht um politische oder ökonomische, sondern ausschließlich um "Anti-Drogen-Sanktionen" handle. Wegen der herausgehobenen politischen Stellung El Aissamis aber gibt es unweigerlich auch politische Folgen. In den vergangenen Monaten waren die diplomatischen Beziehungen beider Länder bereits an einem Tiefpunkt angelangt, etwa, weil Maduro den USA immer wieder vorwarf, Venezuela destabilisieren zu wollen. Stichhaltige Argumente dafür konnte er nicht vorlegen.

Die Bekanntgabe der Sanktionen wird auch als Indiz dafür gedeutet, dass sich die neue US-Regierung unter Donald Trump wieder verstärkt Venezuela zuwenden könnte. Eine Gruppe US-amerikanischer Parlamentarier forderte Trump erst vor einer Woche dazu auf, "unverzüglich" Sanktionen gegen venezolanische Funktionäre zu verhängen, die für Korruption und Menschenrechtsverletzungen verantwortlich seien. Die spanische Zeitung El Pais berichtet zudem, Trump habe sich vor etwa einem Monat mit einer lateinamerikanischen Delegation getroffen und sich dabei besonders für die Situation in Venezuela interessiert. In einem Telefonat mit dem peruanischen Präsidenten am vergangenen Sonntag schließlich sagte er laut Regierungsangaben, er sei über die Lage in Venezuela besorgt.

Das Land steckt seit Jahren in einer schweren wirtschaftlichen und politischen Krise, die unter anderem der Misswirtschaft und dem Verfall des Ölpreises geschuldet ist. Lebensmittel und Hygieneartikel sind knapp. Immer wieder kommt es zu Ausschreitungen und Demonstrationen, Gegner der Regierung werden eingesperrt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: