Süddeutsche Zeitung

Konflikt in Venezuela:Oppositionsführer Guaidó plant Treffen mit US-Vizepräsident Pence

  • Im Grenzgebiet zu Brasilien ist es zwischen Gegnern von Venezuelas Präsident Maduro und dem Militär zu blutigen Auseinandersetzungen um Hilfskonvois gekommen.
  • Drei Menschen sollen Medienberichten zufolge durch Schüsse ums Leben gekommen und bei Auseinandersetzungen insgesamt Hunderte Personen verletzt worden sein.
  • Venezuela hat die Kontakte zu Nachbarn Kolumbien abgebrochen, US-Außenminister Mike Pompeo hat "Maßnahmen" gegen das Maduro-Regime angekündigt.
  • Der selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó hat angekündigt, am Montag am Treffen der sogenannten Lima-Gruppe teilzunehmen.

Es war die befürchtete Eskalation an der Grenze Venezuelas: Die Auseinandersetzungen um Hilfskonvois im Grenzgebiet haben zu Toten und Verletzten geführt. In der venezolanischen Grenzstadt zu Brasilien Santa Elena de Uairén wurden Medienberichten zufolge drei Menschen durch Kugeln getötet und 13 weitere verletzt. Das berichtet das brasilianische Nachrichtenportal G1 unter Berufung auf eine venezolanische Ärztin. Die brasilianische Nichtregierungsorganisation "Foro Penal" meldet sogar vier Tote.

An den Grenzübergängen zu Kolumbien wiederum seien 255 Venezolaner und 30 Kolumbianer verletzt worden, heißt es aus dem Außenministerium in Bogotá. 60 Sicherheitskräfte Venezuelas seien am Samstag ins Nachbarland geflohen, so die kolumbianische Regierung weiter.

In einer Kraftprobe mit Staatschef Nicolás Maduro hatte der Oppositionsführer und selbsternannte Interimspräsident Juan Guaidó am Samstag eine groß angelegte Lieferung von Hilfsgütern von Grenzgebieten ins Landesinnere organisiert. Dabei kam es allerdings zu tödlichen Zusammenstößen zwischen Bürgern und Sicherheitskräften, die drei der Grenzübergänge gesperrt hatten.

Die Soldaten setzten Tränengas und Gummigeschosse ein. Mehrere Hilfskonvois hatten versucht, die Militärblockaden zu durchbrechen, dabei brannten an der Grenze zu Kolumbien auch zwei Lastwagen. Ein schneller und vor allem friedlicher Machtwechsel an der Spitze des Landes ist nach den Auseinandersetzungen vom Samstag unwahrscheinlicher geworden.

Kolumbien zieht Hilfskonvois ab

Kolumbien hat die Konvois inzwischen abgezogen. Venezuela hatte am Samstag die diplomatischen Beziehungen zum Nachbarn abgebrochen. Die kolumbianische Regierung verurteilte die Blockade Maduros, Brasiliens Militär sprach sogar von einer Aggression, da die Streitkräfte des Nachbarlands Tränengas auch über die Grenze gefeuert hatten.

Mit dem Einsatz von Tränengas hatten die venezolanischen Soldaten laut der Zeitung Estadão de São Paulo Demonstranten auf der brasilianischen Seite zurückdrängen wollen, die Steine und Brandsätze auf Einrichtungen des Militärs warfen. Dabei soll es sich um Venezolaner gehandelt haben, die sich in Brasilien aufhalten.

Die USA haben in Person von Außenminister Mike Pompeo inzwischen "Maßnahmen" gegen diejenigen angekündigt, die "sich einer friedliche Wiederherstellung der Demokratie in Venezuela widersetzen". Pompeo erklärte auf Twitter, die Bilder brennender Lastwagen mit Hilfsgütern "machen krank". "Was für ein kranker Tyrann stoppt Nahrung für hungrige Menschen?", schrieb er weiter. Darüber hinaus beschuldigte Pompeo "kubanische Agenten", Attacken gegen das venezolanische Volk zu steuern.

Treffen in Bogotá

Oppositionsführer Guaidó wird am Montag erstmals mit US-Vizepräsident Mike Pence zusammenkommen. Das Treffen in der kolumbianischen Hauptstadt Bogotá werde im Rahmen einer Dringlichkeitssitzung von Außenministern der sogenannten Lima-Gruppe aus überwiegend konservativen Staaten in Lateinamerika stattfinden, kündigte Guaidó am Samstag an. Thema der Zusammenkunft der Chefdiplomaten ist die politische Krise in Venezuela.

Vor gut einem Monat hatte sich Guaidó zum Interimspräsidenten erklärt und dies damit begründet, dass der Wahlsieg von Maduro 2018 eine Farce gewesen sei und ihm als Parlamentspräsident daher qua Verfassung das Amt zustehe. Im Volk gibt es große Unterstützung für Guaidó. Mehr als 50 Länder, darunter die USA und Kolumbien, haben sich hinter ihn gestellt.

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