Venezuela nach Chávez:Maduro übernimmt bis zu den Neuwahlen

Der bisherige Vizepräsident Nicolás Maduro übt nach dem Tod von Hugo Chávez die oberste Staatsgewalt Venezuelas aus - zumindest bis zu den Neuwahlen, die innerhalb von 30 Tagen abgehalten werden müssen. Maduro machte die USA mitverantwortlich für die Erkrankung des Staatschefs. Oppositionschef Capriles rief sein Land zur "Einheit" auf.

Der an seinem Krebsleiden gestorbene venezolanische Präsident Hugo Chávez soll zwei Tage in der Militärakademie der Hauptstadt Caracas aufgebahrt werden, bevor er am Freitag bei einem Staatsbegräbnis beigesetzt wird. Außenminister Elías Jaua teilte in der Nacht zum Mittwoch mit, dass Vizepräsident Nicolás Maduro ab sofort die höchste Staatsgewalt ausübe und dass binnen 30 Tagen Neuwahlen stattfänden.

"Wir werden würdige Erben eines Giganten sein", sagte Maduro, der von Chávez zu seinem Nachfolger auserkoren wurde. Armee und Polizei seien mobilisiert, um "unser Volk zu begleiten und zu schützen". Für Venezuela wurde eine siebentägige Staatstrauer ausgerufen, bis Freitag sollen alle öffentlichen Aktivitäten ruhen. Zu der Trauerfeier werden zahlreiche Staatsgäste erwartet, vor allem aus den befreundeten lateinamerikanischen Staaten, in denen der Linkspopulist Chávez in seiner 14-jährigen Herrschaft viele Anhänger mobilisierte.

Der venezolanische Oppositionsführer Henrique Capriles Radonski rief das Land zur "Einheit" auf. "In diesen schwierigen Augenblicken müssen wir unsere tiefe Liebe und unseren Respekt für unser Venezuela beweisen", erklärte Capriles. Er hob seine "Solidarität" mit den Hinterbliebenen des 58-jährigen Staatschefs hervor, der wenige Stunden zuvor in einem Militärkrankenhaus in Caracas seinem langen Krebsleiden erlegen war.

Capriles hatte im Oktober vergangenen Jahres bei der Präsidentenwahl gegen Amtsinhaber Chávez verloren. Es wird damit gerechnet, dass Capriles auch bei der Neuwahl wieder antritt.

Venezuelas Regierung hatte in der Nacht zum Dienstag mitgeteilt, dass sich Chávez' Zustand drastisch verschlechtert habe. Chávez leide an einer "neuen und schweren" Infektion, die "intensive" Chemotherapie wegen seines Krebsleidens werde aber fortgesetzt. Daraufhin versammelten sich ranghohe zivile und militärische Vertreter des Landes in Caracas zu einem Treffen.

Venezuela weist zwei US-Diplomaten aus

Am Ende des Treffens, als Chávez noch lebte, beschuldigte Maduro Venezuelas "historische Feinde", hinter der Krebserkrankung zu stecken. Sie hätten einen "schwachen Punkt" gesucht, um die Gesundheit des Präsidenten zu treffen. Eines Tages werde dies wissenschaftlich bewiesen werden können. Außerdem ordnete die Regierung die Ausweisung von zwei US-Diplomaten wegen Vorwürfen der "Destabilisierung" Venezuelas an.

Washington wies jeden Vorwurf der Verschwörung zurück. Es sei "absurd", zu behaupten, dass die USA für die Erkrankung von Chávez verantwortlich seien, erklärte das US-Außenministerium. Die Erklärung wurde vor der Mitteilung zu Chávez' Tod verbreitet.

Chávez litt seit Juni 2011 an Krebs und wurde seitdem vier Mal in Kuba operiert. Seit dem letzten Eingriff am 11. Dezember 2012 in Havanna kämpfte er mit ernsten Komplikationen. Sein Gesundheitszustand hatte sich am Montag dramatisch verschlechtert. Er litt unter schweren Atemproblemen.

Chávez regierte seit dem Jahr 1999 und war am 7. Oktober 2012 bei den Präsidentschaftswahlen in dem südamerikanischen Land klar im Amt bestätigt worden. Seine eigentlich bis 2019 dauernde Amtszeit begann am 10. Januar, ohne dass Chávez aber in der Lage war, den Amtseid abzulegen.

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