Süddeutsche Zeitung

Venezuela:Guaidó ruft Endphase im Machtkampf mit Maduro aus

  • In Venezuela spitzt sich der Machtkampf zwischen Präsident Maduro und der Opposition zu.
  • Offenbar haben sich einige Soldaten auf die Seite der Opposition gestellt und den inhaftierten Vorsitzenden einer Oppositionspartei aus dem Hausarrest befreit.
  • Maduros Regierung spricht von einem Putsch einer kleinen Gruppe von Soldaten. Er werde niedergeschlagen.

Soldaten haben den seit Jahren inhaftierten Vorsitzenden der venezolanischen Oppositionspartei Voluntad Popular, Leopoldo López, aus dem Hausarrest befreit. "Militärs haben mich auf Anweisung von Präsident Guaidó befreit", schrieb López auf Twitter. "Jetzt ist die Stunde, um die Freiheit zu erringen", schrieb López. "Kraft und Glaube."

Der Gründer der Oppositionspartei Voluntad Popular sitzt seit 2014 in Haft. Damals waren bei Protesten gegen die Regierung mehr als 40 Menschen ums Leben gekommen. Ein Gericht verurteilte ihn wegen Anstachelung zur Gewalt zu fast 14 Jahren Haft. Zuletzt saß der Oppositionsführer im Hausarrest. Zahlreiche Regierungen und Menschenrechtsorganisationen sehen in López einen politischen Gefangenen.

Ebenfalls über Twitter rief Oppositionsführer Juan Guaidó in einem Video die Schlussphase in dem seit Monaten tobenden Machtkampf mit Präsident Nicolás Maduro aus und forderte das Militär zur Unterstützung auf. Seine "Operation Freiheit" gehe jetzt in die entscheidende Phase, sagte er.

Das Ende der Unterdrückung durch Maduro habe begonnen, sagte der selbst ernannte Interimspräsident. In dem Video war Guaidó, der sich offenbar beim Luftwaffenstützpunkt La Carlota bei Caracas aufhielt, in Begleitung von López und bewaffneten Männern in Militäruniform zu sehen. Guaidó deutete an, er werde aus den Reihen des Militärs unterstützt. "Die nationalen Streitkräfte haben die richtige Entscheidung getroffen, und sie zählen auf die Unterstützung des venezolanischen Volkes", sagte Guaidó. In der Nähe wurde nach der Veröffentlichung von Guaidós Video Tränengas abgefeuert, offenbar aus dem Stützpunkt heraus. Die Lage war aber unübersichtlich.

Maduros Regierung sprach nur von einer kleinen Gruppe Soldaten. Diese wolle einen Putsch vorantreiben, teilte Informationsminister Jorge Rodríguez über Twitter mit. "In diesem Moment schalten wir eine kleine Gruppe verräterischer Soldaten aus", twitterte Rodriguez. "Wir rufen das Volk dazu auf, in maximaler Alarmbereitschaft zu bleiben und gemeinsam mit den glorreichen Streitkräften den Putschversuch abzuwehren und den Frieden zu erhalten."

Für Mittwoch hat Guaidó die größten Proteste in der Geschichte des Landes angekündigt. Maduro bezeichnet Guaidó als Marionette in einem von den USA gesteuerten Umsturzversuch. Für die Regierung forderte der sozialistische Parteichef Diosdado Cabello alle Anhänger Maduros auf, sie sollten zum Präsidentenpalast strömen, um ihren Staatschef zu verteidigen.

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