Mutmaßlicher Anschlag in Venezuela:Maduro beschuldigt prominenten Oppositionellen

Venezuelas Präsident Nicolas Maduro

Präsident Nicolás Maduro äußert sich zum Stand der Ermittlungen um den mutmaßlichen Anschlag, wie ein vom venezolanischen Staat veröffentlichtes Foto zeigt.

(Foto: AFP)
  • Nach dem mutmaßlichen Attentat auf ihn vor ein paar Tagen präsentiert Venezuelas Staatschef Maduro in einer Fernsehansprache Videos der Aussagen von sechs Festgenommenen.
  • Danach soll der frühere Parlamentspräsident Borges in den Vorfall verwickelt sein. Der widerspricht und erhebt seinerseits Vorwürfe gegen Maduro.
  • Die Opposition fordert "objektive und transparente Ermittlungen" zu dem mutmaßlichen Attentat.

Nach dem mutmaßlichen Anschlagsversuch gegen den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro hat der autoritäre Staatschef einen der prominentesten Oppositionellen des südamerikanischen Landes mit der Tat in Verbindung gebracht. Aussagen von bereits festgenommenen Verdächtigen deuteten "auf Julio Borges hin, der in einem herrschaftlichen Haus in Bogotá lebt", sagte Maduro in einer Fernsehansprache am Dienstag. "Wir wissen, dass er die Feigheit besitzt, sich an so einer Sache zu beteiligen."

Der frühere Parlamentspräsident Borges ist einer der bekanntesten Regierungsgegner Venezuelas. Im vergangenen Jahr wurde er mit dem Sacharow-Menschenrechtspreis des Europäischen Parlaments ausgezeichnet. Er lebt derzeit in Kolumbien im Exil. Borges wehrte sich gegen die Vorwürfe Maduros und nannte sie ein "Lügengebilde". Maduro sei es, der für die "Tragödie" im Land verantwortlich sei, teilte Borges auf Twitter mit.

Nach Angaben der Regierung hatten mutmaßliche Attentäter am Wochenende versucht, einen Bombenanschlag mit Drohnen auf Maduro zu verüben. Während einer vom Staatsfernsehen übertragenen Rede des Präsidenten waren Explosionen zu hören. Maduro blieb unverletzt. Nach offiziellen Angaben wurden aber sieben Nationalgardisten zum Teil schwer verletzt.

Die Einzelheiten und Hintergründe des Vorfalls sind noch immer unklar. Die Opposition befürchtet, die Regierung könnte den Vorfall instrumentalisieren, um die Repressionen gegen Kritiker zu verschärfen. Sie fordert eine unabhängige Untersuchung. "Wir brauchen objektive und transparente Ermittlungen", sagte Maduros ehemaliger Gegenkandidat bei der Präsidentschaftswahl, Henri Falcón, am Dienstag. Es dürfe "keine Hexenjagd auf die Anführer der demokratischen Opposition" geben.

Maduro kündigt "maximale Bestrafung" an

Sechs Verdächtige wurden bislang festgenommen. Dienstagnacht wurde El País zufolge zudem der Oppositionsabgeordnete Juan Requesens festgesetzt. Maduro beschuldigt Requesens, ebenfalls in das mutmaßliche Attentat verwickelt zu sein. Dessen Schwester Rafaela Requesens, eine Studentenführerin, wurde dem Blatt zufolge auch festgenommen, ein paar Stunden später jedoch wieder freigelassen.

In seiner Ansprache zeigte Maduro ein Video mit Aussagen von Festgenommenen. Demnach seien Auftragskiller im Nachbarland Kolumbien für das Attentat ausgebildet worden. Maduro hatte zuvor Kolumbiens Ex-Präsidenten Juan Manuel Santos für den angeblichen Anschlag verantwortlich gemacht. Das Außenministerium werde Auslieferungsanträge gegen die Hintermänner in den USA und Kolumbien stellen, kündigte Maduro an.

Maduro hatte zuletzt eine "maximale Bestrafung" derjenigen angekündigt, die versuchten, "mich zu ermorden". Es werde "keine Vergebung" geben.

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