Venedig:Reibach mit dem Mythos

Italiens Regierung verramscht ein Welterbe.

Von Kia Vahland

Venedig ist heute ein Ort der Gegensätze: Geschichte und Gegenwart, Schönheit und Kommerz, Lokalstolz und globaler Tourismus knallen hart aufeinander. Wie gefährlich es ist, dies einfach geschehen zu lassen, zeigt ein Ereignis vom Wochenende: Ein Kreuzfahrtschiff rammte vor der Insel Giudecca ein Ausflugsboot. Dessen Passagiere gerieten in Panik, mehrere sprangen ins Wasser, einige verletzten sich. Das hätte noch schlimmer ausgehen können.

Selbst ohne solche Unfälle schaden die Schiffe Venedig, verpesten die Luft der Lagune, bringen die Wasserläufe durcheinander. Auch weil für sie Kanäle immer tiefer ausgebaggert wurden, kämpft die auf Pfählen errichtete Stadt mit Schwankungen von Hoch- und Niedrigwasser.

Anwohner protestieren seit Jahren, die Politik gelobt ebenfalls seit Jahren, die Riesenschiffe umzuleiten, doch es geschieht nichts. Achselzuckend gibt die italienische Politik das Welterbe Venedig preis. Eine Gästesteuer, wie sie erhoben werden soll, bringt Geld, aber keine Erleichterung. Stattdessen sollte die Geschäftemacherei mit dem Mythos Venedig ein Ende nehmen. Der Verkehr auf dem Wasser muss endlich reguliert werden, Zulassungen für Ramschläden, Hotels, Airbnb-Anbieter müssen geprüft werden. Und bei Überfüllung helfen Eintrittskarten für den Markusplatz.

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