In der dritten Woche wird es spannend bei der Weltsynode im Vatikan. Auf der Tagesordnung stehen nun die bekannten Aufreger-Themen der katholischen Kirche: ihre Hierarchie, die Mitbestimmung der Gläubigen und die Stellung der Frauen in der Kirche. Das Bemühen der Veranstalter um Papst Franziskus, die Diskussion weiter unter Kontrolle zu behalten, ist offensichtlich. Zwar soll kontrovers diskutiert werden, aber ohne zu konkrete Forderungen zu formulieren. Ausdrücklich mahnte der luxemburgische Kardinal Jean-Claude Hollerich, Franziskus-Vertrauter und Koordinator des Treffens, die Synodalen in der Großen Audienzhalle im Vatikan zu Beginn des entsprechenden Abschnitts zur Vorsicht.
Die Themen gingen allen sehr nahe, sagte Hollerich, jeder habe hier eine Meinung und vertrete Interessen, dieser "Parteilichkeit" sollten sich die Synodalen bei ihren Diskussionen bewusst sein. Frauen seien gleichberechtigte Mitglieder der Kirche und sollten auch so behandelt werden. Die Taufe der Frauen sei der Taufe der Männer gleichzusetzen. Formulierungen wie diese heißen in der Sprache des Vatikan aber nicht etwa, dass sie damit als Priesterinnen geweiht werden könnten.
Heikle Fragen zur Hierarchie und der Mitbestimmung von Laien
Erstmals nehmen an einer Synode Frauen mit Stimmrecht teil; allerdings nur mit 54 von 365 Stimmberechtigten. Die meisten Anwesenden sind männliche Bischöfe aus aller Welt - offiziell handelt es sich bei dieser Konferenz, die auf den ausdrücklichen Wunsch des Papstes pluralistischer angelegt ist als je zuvor, immer noch um eine "Bischofssynode".
Auch bei den Themen Mitbestimmung von Laien und der Rolle der Bischöfe in der kirchlichen Hierarchie stellte Hollerich vor allem Fragen. Alle Getauften hätten das Recht auf Beteiligung, sagte der Kardinal. Die geweihten Amtsträger sollten aber darüber nachdenken, ob sie bereit seien, auch andere, ungeweihte Katholikinnen und Katholiken zu akzeptieren. Es ist ein offenes Geheimnis, dass hier die Meinungen auseinandergehen. Viele Bischöfe können sich das nicht vorstellen, andere hingegen engagieren sich für mehr Beteiligung von Laien.
Die Beratungen sind auf Wunsch des Papstes, der die meiste Zeit persönlich anwesend ist, nicht-öffentlich, die Presseabteilung des Vatikan berichtet täglich, allerdings in eher verklausulierter Form. Aus den wenigen Redebeiträgen, die publik gemacht werden, kann man erkennen, dass jedenfalls die Vertreter des Vatikan höchst allgemein und theologisch argumentieren und konkrete Festlegungen tunlichst vermeiden.
Kontroverse um Rolle der Frauen
Gelegentlich äußern sich Teilnehmer außerhalb der Gesprächsrunden. So haben es am Wochenende mehrere Beteiligte der Weltsynode dementiert, dass es in den ersten beiden Wochen der Beratungen scharfe Kontroversen gegeben habe. Der aus dem Tessin stammende Generalabt des Zisterzienserordens, Mauro-Giuseppe Lepori, sagte laut der Katholischen Nachrichtenagentur KNA: "Diese Synode vermeidet zum Glück journalistische Kontroversen. Wir vermeiden oberflächliche Konfrontationen und gehen stattdessen in die Tiefe". Ausdrücklich habe der Mönch Berichten widersprochen, dass die Zulassung von Frauen zum Priestertum ein Diskussionsthema gewesen sei.
Wohl sei über ein mögliches Diakonat von Frauen gesprochen worden, aber nicht als "Forderung", sondern um die Frage, wie die Kirche ihren Auftrag in der Welt am besten erfüllen könne. Andere Teilnehmer berichteten, es seien gerade bei dieser Frage bereits sehr unterschiedliche Positionen geäußert worden, die teilweise dann auch mit Applaus bedacht worden seien.
Vielfach wird der offene Charakter des Treffens gelobt, zu dem schon die vom Papst persönlich initiierte Sitzordnung beiträgt: runde Tische, an denen die Teilnehmer nicht nach Herkunft oder Rang Platz nehmen, sondern bunt gemischt streng alphabetisch. Auch das Veranstaltungskomitee mit Franziskus und Kardinal Hollerich findet an einem solchen runden Tisch zusammen, wenn auch leicht erhöht. "Da sitzen nicht Kardinäle und Bischöfe dichtgedrängt wie im Vorlesungssaal und die Leitung präsidiert vorne auf einem Podest in langer Reihe", lobte der führende deutsche Vertreter in der Synode, Bischof Georg Bätzing aus Limburg, der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, in einer Predigt am Sonntagmorgen in der Kirche Santa Maria dell'Anima in Rom. Schon die Tischordnung zeige, dass sich bei der Weltsynode "etwas verändert hat".
Eine neue Art des Miteinanders sei entstanden, die dem "gemeinsamen Hören voneinander und aufeinander" diene. Die Sitzordnung produziere aber auch ein ganz neuen Eindruck nach außen, sagte Bätzing: "Bilder sind in einer medialen Gesellschaft wie der unsrigen nicht zu unterschätzen."