Glaube:"Das kann nicht Gottes Wille sein"

Homosexuelles Paar

Ein homosexuelles männliches Paar in Stuttgart legt die Hände aufeinander.

(Foto: Daniel Naupold/picture alliance / Daniel Naupol)

Katholische Kleriker und Laien reagieren empört auf das Papier aus Rom, das die Segnung homosexueller Paare untersagt. Ein Generalvikar kündigt sogar offenen Widerstand an.

Von Annette Zoch, München

In der katholischen Kirche in Deutschland regt sich Widerstand gegen Rom: Zahlreiche Kleriker und Laien wenden sich gegen das am Montag veröffentlichte Papier der Glaubenskongregation, wonach die Kirche homosexuelle Beziehungen nicht segnen dürfe. Der Generalvikar des Bistums Speyer, Andreas Sturm, kündigte an, die römische Vorgabe zu ignorieren. Sturm zeigte sich auf Facebook "schockiert und fassungslos" über die Erklärung der Glaubenskongregation. "Ich habe Wohnungen, Autos, Fahrstühle, unzählige Rosenkränze und so weiter gesegnet und soll zwei Menschen nicht segnen können, die sich lieben? Das kann nicht Gottes Wille sein." Der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, der Limburger Bischof Georg Bätzing, sagte bereits am Montag, er sei "unglücklich" über das Papier. Der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf erklärte, nach der Veröffentlichung aus dem Vatikan hätten ihn viele Zuschriften erreicht: "Ich nehme wahr, wie viele gläubige Menschen dadurch enttäuscht und verletzt sind, keineswegs nur unmittelbar Betroffene."

Auch der Dompropst von Worms, Tobias Schäfer, meldete sich in einer Videobotschaft zu Wort: "Wo die Kirche glaubt, sich zur Wächterin über den Segen Gottes machen zu müssen, ist sie nicht länger Segen für diese Welt." Er werde sich von niemandem verbieten lassen, Gottes Segen jedem zu spenden, der ihn brauche oder erbitte. Das Video endet mit den Reformator Martin Luther zugeschriebenen Worten: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders."

Mehr als 200 katholische Seelsorgerinnen und Seelsorger haben sich zudem bereit erklärt, homosexuelle Paare zu segnen. Sie unterzeichneten eine entsprechende Erklärung, die von dem Würzburger Hochschulpfarrer Burkhard Hose und Pfarrer Bernd Mönkebüscher aus Hamm ins Leben gerufen wurde und die der Süddeutschen Zeitung vorliegt. Die beiden Priester sammeln noch bis Palmsonntag Unterschriften, dann sollen sie an Bischofskonferenzvorsitzenden Georg Bätzing weitergeleitet werden, teilten sie am Dienstag mit. Unter den Unterzeichnenden waren bis Dienstagmittag 75 Priester und Diakone, ebenso Ordensleute und Ordensobere. "Wir verweigern eine Segensfeier nicht", heißt es in der Erklärung. "Wir respektieren und schätzen ihre Liebe und glauben darüber hinaus, dass der Segen Gottes mit ihnen ist."

Auch in Österreich erklärte eine Gruppe von mehr als 300 Priestern, das Segensverbot ignorieren zu wollen. "Dieses Dekret stößt viele Christinnen und Christen vor den Kopf und vernebelt und diskreditiert die befreiende Botschaft Jesu", schrieb die als Pfarrer-Initiative bekannte Bewegung am Dienstag in einer Stellungnahme.

Die Glaubenskongregation hatte der in Deutschland geforderten Einführung katholischer Segensfeiern für homosexuelle Paare eine kategorische Absage erteilt. Es sei "nicht erlaubt, Partnerschaften einen Segen zu erteilen, die eine sexuelle Praxis außerhalb der Ehe einschließen, wie dies bei Verbindungen von Personen gleichen Geschlechts der Fall ist", hieß es in dem Papier.

Der Görlitzer Bischof Wolfgang Ipolt indes begrüßte das Schreiben: "Bei dem Nein zu einer Segnung geht es aus meiner Sicht vor allem um eine klare Stärkung der Ehe zwischen Mann und Frau und für uns Katholiken auch des Sakraments der Ehe", sagte Ipolt. Zwar könnten Homosexuelle einzeln gesegnet werden, nicht aber ihre Partnerschaft.

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