Papst Franziskus beeindruckt Gesprächspartner gelegentlich mit leutselig-entspanntem Auftreten. Dann spottet er auch gerne über jene, die ihm Widerworte geben, ohne ihnen wirklich gram zu sein. Er kann aber auch sehr hart werden, wenn Kritiker zu unbotmäßig auftreten. Und erst recht gilt das für den Apparat des Vatikan, der klare Regeln hat, wenn die Autorität der Kurie nicht anerkannt wird.
Und so wurde am Donnerstag eine Entscheidung gefällt, wie sie im Mittelalter üblich war, in der Neuzeit aber eher selten vollzogen wird: Der Vatikan hat den Erzbischof Carlo Maria Viganò der Kirchenspaltung schuldig gesprochen und ihn exkommuniziert, also aus der kirchlichen Gemeinschaft ausgestoßen. Das teilte das Dikasterium für Glaubenslehre, die frühere Inquisition, am Freitag mit.
Der italienische Theologe war früher ein wichtiger Mann in der katholischen Kirche. Seit den 1970er-Jahren war er im diplomatischen Dienst des Heiligen Stuhls, sozusagen der Elite-Einheit des Vatikan. Von 2011 bis 2016 war Viganò Nuntius, also Botschafter, in den USA. Nach Ende seiner Amtszeit fiel er durch immer radikalere Äußerungen auf.
Viganò hat mehrfach bestritten, dass Franziskus der rechtmäßige Papst sei
So hat er wiederholt öffentlich Kritik an Papst Franziskus geübt, vor allem in Bezug auf dessen Umgang mit dem Ex-Kardinal Theodore McCarrick, der 2019 vom Vatikan wegen Missbrauchs verurteilt wurde. Viganò gilt auch als Unterstützer des ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump. Mehrfach bestritt er, dass Franziskus der rechtmäßige Papst der katholischen Kirche sei.
Die öffentlich bekannten Äußerungen des bisherigen Erzbischofs belegten, so jetzt die Glaubenshüter des Vatikan, „die Weigerung, den Papst anzuerkennen und sich ihm zu unterwerfen“. Dies gilt nach kirchlichem Recht als Straftat. In einem Strafverfahren wurde Carlo Maria Viganò des Schismas, also der Kirchenspaltung für schuldig befunden. Dem 83-Jährigen ist es damit verboten, die Messe zu feiern und kirchliche Ämter, Dienste oder Funktionen auszuüben sowie Amtshandlungen vorzunehmen. Im Kern handelt es sich um eine Art Beugestrafe mit dem Ziel, den Betreffenden wieder in die kirchliche Gemeinschaft zurückzuführen, sobald dieser seine „Widersetzlichkeit“ aufgibt.
Dies scheint hier aber nicht zu erwarten sein. Kurz bevor die Mitteilung des Vatikan veröffentlicht wurde, kündigte Viganò auf dem Kurzmitteilungsdienst X (früher Twitter) an, dass er seine religiösen Aufgaben fortsetzen und für seine Freunde und Unterstützer die Heilige Messe zelebrieren werde. Schon früher hatte er erklärt, dass er „die gegen mich erhobenen Vorwürfe als eine Ehre“ betrachte.