Vatikan:Der Papst in Abu Dhabi

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Der Papst reist gern in die arabische Welt.

(Foto: Andrew Medichini/dpa)

Als erster Pontifex reist Franziskus auf die arabische Halbinsel. Der Präsident der Emirate will sein Land als modern zeigen und wirbt mit staatlich verordneter Toleranz.

Von Oliver Meiler, Rom

In den Vereinigten Arabischen Emiraten läuft das "Jahr der Toleranz", die Regierung hat es so angeordnet. Da passt es gut, dass zum ersten Mal ein Papst die arabische Halbinsel besucht, die den Muslimen als heiliges Land gilt, ja als Wiege ihrer Religion. Franziskus bricht am Sonntag zu einer dreitägigen Reise nach Abu Dhabi auf. Er wird sich mit Geistlichen anderer Religionen treffen. Der Anlass nennt sich "Human Fraternity", also menschliche Bruderschaft. Organisiert wurde die Konferenz vom Muslim Council of Elders, einer islamischen Gelehrtenvereinigung.

Für den dritten Tag ist eine päpstliche Messe geplant, bei der mehr als 100 000 Gläubige erwartet werden. Die Emirate stellen dafür ein Sportstadion zur Verfügung. Alle Ausgaben werden von der Regierung getragen. Selbst der Altar sei von den Gastgebern finanziert und gebaut worden, sagte Paul Hinder, der Schweizer Bischof und Oberhirte der Katholiken im südlichen Arabien, der Onlinezeitung Vatican Insider. "Wir sind geduldet, und uns wird auch geholfen: Die Kirchen etwa, die wir errichtet haben, stehen auf Grundstücken, die uns der Staat entweder geschenkt hat oder für einen symbolischen Betrag vermietet."

Der Präsident der Emirate, Scheich Khalifa bin Zayed, will sein Land als modern und liberal positionieren, auch im Kontrast zum konservativeren Nachbarland Saudi-Arabien. Neben dem "Jahr der Toleranz" gibt es auch ein "Ministerium der Toleranz" und die "Tolerance Bridge", eine Fußgängerbrücke, die über den Kanal Dubai führt. Neben christlichen Kirchen entstanden auch Gotteshäuser für andere Religionen. Bei aller Toleranz: Der Islam ist Staatsreligion. Es herrscht Kultusfreiheit, aber keine Religionsfreiheit. Missionieren ist also nicht erlaubt, geschweige denn Konvertieren. Kirchenglocken sind so verboten wie Kreuze auf den Dächern.

Dennoch, sagt Bischof Hinder, habe sich in kurzer Zeit viel bewegt. In den Emiraten leben fast eine Million Katholiken, etwa ein Zehntel der Bevölkerung. Die meisten sind Gastarbeiter, aus den Philippinen, aus Indien. Am Wochenende würden jeweils etwa 10 000 Gläubige zu den verschiedenen Messen in die Kathedrale von Abu Dhabi kommen, sagte Hinder.

Der Besuch des Papstes am Persischen Golf wird von den Vatikanexperten als zweite Etappe eines größeren Reiseprogramms durch die arabische Welt verstanden. 2017 war der Papst in Ägypten, Ende März dieses Jahres wird er in Marokko erwartet. Jorge Mario Bergoglio gefällt die Bezeichnung "Freund der Muslime", der interreligiöse Dialog ist ihm wichtig.

Abu Dhabi ist wohl das einfachste Ziel in der Region: Seit 2007 unterhalten die Emirate diplomatische Beziehungen zum Vatikan. Kronprinz Mohamed bin Zayed, Bruder des Emirs und eigentlich Regierungschef, hat den Papst vor drei Jahren in Rom besucht. Jetzt also der Gegenbesuch. Und so schickte Franziskus eine Videobotschaft voraus, die er auf Arabisch begann, mit dem Friedensgruß: "As-salamu alaikum."

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