Valérie Trierweiler:Hollandes Frau für Schal, Tee und Honigbonbons

Weg mit den verbeulten Sakkos, weg mit dem Übergewicht: Für viele Franzosen ist Valérie Trierweiler der Grund dafür, dass sich François Hollande vom Wackelpudding zum schneidigen Siegertypen gewandelt hat - und gegen Sarkozy gewinnen konnte. Auch auf den Präsidenten Hollande wird die neue première dame großen Einfluss haben.

Lilith Volkert, Paris

Wenn sich ein Mann innerhalb kurzer Zeit vom wachsweichen Loser zum schneidigen Siegertypen wandelt, kann eigentlich nur eine Frau dahinter stecken. Jedenfalls gibt es in Frankreich viele, die Valérie Trierweiler für die plötzliche Entpuppung des neuen François Hollande verantwortlich machen.

Francois Hollande, Valerie Trierweiler

Valérie Trierweiler feiert zusammen mit François Hollande den Wahlsieg des Sozialisten.

(Foto: AP)

Nun kann man sich bei der energischen Journalistin durchaus vorstellen, dass sie sich einen Mann nach ihren Vorstellungen formt. Vor allem einen Mann wie Hollande, der lange Zeit als farblos, bürokratisch und durchsetzungsschwach galt. Man sollte dabei aber nicht vergessen, dass die beiden bei seiner wundersamen Verwandlung schon knapp fünf Jahre lang liiert waren. Und sich Hollande natürlich auch ohne sie hätte entschließen können, zehn Kilo abzunehmen - und die verbeulten Sakkos endlich in den Kleidersack zu stopfen.

Doch nicht nur äußerlich, auch politisch sagt man Valérie Trierweiler einigen Einfluss auf Hollande nach. Sie hat Politikwissenschaft an der Sorbonne studiert und arbeitet seit mehr als zwanzig Jahren bei der Illustrierten Paris Match, lange war sie dort für die Parti Socialiste zuständig. Außerdem hat sie eine politische Interview-Sendung beim dem kleinen Privatsender Direct 8, und führte unter anderem mit Finanzminister François Baroin und Kultusminister Frédéric Mitterrand interessante Interviews.

Während des Wahlkampfes pausierte sie, doch schon bald möchte Trierweiler ihrer Arbeit wieder nachgehen. "Ich habe schließlich eine Familie zu ernähren", erklärt die zweifach geschiedene Mutter von drei Söhnen im Teenageralter. Schließlich wolle sie nicht, dass der französische Staat für sie aufkomme. Genauso wenig möchte sie aber mit journalistischen Grundsätzen in Konflikt kommen. Wie genau ihre künftige Arbeit als First-Lady-Journalistin aussehen wird, hat sie noch nicht verraten.

Probleme mit dem Protokoll könnte es geben, wenn Trierweiler in ihrem Nebenjob als "Première Dame" demnächst ihren Lebensgefährten ins Ausland begleitet: Die beiden sind nicht verheiratet. Genau wie der deutsche Bundespräsident Joachim Gauck und seine Freundin Daniela Schade wollen Trierweiler und Hollande ihren Familienstand jedoch nicht zur Staatssache machen. "Das ist unsere private Angelegenheit", teilte die 47-Jährige mit. "Wenn wir uns entscheiden zu heiraten, dann werden Sie es nach der Hochzeit erfahren."

Eine ordentliche Ohrfeige

Kennengelernt haben sich Hollande und Trierweiler bei einem Interview vor mehr als zwei Jahrzehnten. Seit 2006, andere sagen bereits seit 2005, sollen sie ein Paar sein. Hollande, der 30 Jahre mit der Sozialistin Ségolène Royal zusammenlebte und vier Kinder mit ihr hat, wahrte während deren Präsidentschaftswahlkampf 2007 jedoch noch den Schein der kameradschaftlichen Lebens- und Kampfgemeinschaft. Erst nachdem Royal ihn am Abend ihrer Niederlage gegen Sarkozy vor die Türe gesetzt hatte, wurde Hollandes Liaison mit Trierweiler bekannt.

Wenn Trierweiler, der eleganten Frau mit den schulterlangen brünetten Haaren vorgeworfen wird, arrogant, verwöhnt und "nicht wie eine Linke" zu wirken, erwidert sie, das sei nur ihre Schüchternheit und erinnert an ihr bescheidenes Elternhaus und ihre fünf Geschwister. Und auch wenn man nicht im Luxus aufgewachsen ist, müsse man ja nicht "wie Cosette" - ein elendes Waisenmädchen aus Victor Hugos Roman "Les Misérables" - aussehen.

Während des Wahlkampfs hat sich Valérie Trierweiler eher zurückgehalten. In ihren dünn gesäten Interviews bemühte sie sich, ihre fürsorgliche Seite herauszukehren. So sagte sagte sie noch kurz vor dem Urnengang der Zeitung Libération, ihre Aufgabe im Wahlkampf sei es, ihrem Lebensgefährten die Stimmung, Sorgen und Nöte der Menschen mitzuteilen, die sie treffe - und dafür zu sorgen, dass immer Schal, Mantel, Tee und Honigbonbons in Reichweite wären.

Eine ordentliche Ohrfeige

Trotz dieser Charmeoffensive machten viele Geschichten die Runde, die von Trierweilers resoluter Art zeugen. Von ihren Kollegen wurde sie angeblich - genau wie Prinz Charles' Gattin Camilla - mit dem Spitznamen "Rottweiler" bedacht. Nach einer anzüglichen Bemerkung soll sie einem Kollegen einmal eine ordentliche Ohrfeige verpasst haben. Auch Sarkozys Stänkereien, nachdem Trierweiler neben Hollande an der Trauerfeier für die getöteten Soldaten in Montauban teilgenommen hatte, fochten sie nicht an.

Nicht zu leugnen ist Trierweilers Einfluss auf Hollande in Mediendingen. Es ist sicher kein Zufall, dass der künftige Präsident am Wahlabend zeitgleich zu seiner ersten Rede wichtige Punkte daraus über seinen Twitteraccount verbreiten ließ. Trierweiler, die sich selbst als "Medienjunkie" bezeichnet, twittert gerne und regelmäßig. Am Sonntagabend schrieb sie: "Einfach nur stolz, den neuen Präsident der Republik zu begleiten und immer noch genauso glücklich, mit François das Leben zu teilen."

Als première dame hat sie sich vorgenommen, Hollande als "Expertin für den Alltag" beiseite zu stehen, damit er als Präsident schön auf dem Boden bleibt. Und gut aufzupassen, dass er sich nicht zu sehr verändert.

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